Elias Eisenberg – Diplomat und Kirchenmann: ein Hallenser im Dienste des dänischen Königs Frederik II.

Im Jahr 1562 verließ der aus Halle in Sachsen stammende Elias Eisenberg nach Abschluss seines Studiums in Wittenberg wegen „ungeklärten Verhältnisse“ in Deutschland[1] seine Heimat und begab sich nach Dänemark. Dort trat er in den Dienst des Königs Frederik II., wurde Sekretär der deutschen Kanzlei, erwies sich bald als tüchtiger Mann und  machte rasch Karriere; er wurde zum Diplomaten  und Staatsmann und so zum „store Danske“. Das Dansk Biografisk Leksikon widmete ihm einen Eintrag, im Internet sind weitere Beiträge über Elias Eisenberg zu finden.  In diesen Beiträgen sind die Angaben zu seiner Herkunft spärlich, die Namen seiner Eltern werden in den Dokumenten nicht genannt. Auch zu den Gründen für seinen Wechsel nach Dänemark werden keine weiteren Erläuterungen gemacht. Gestützt auf deutsche Dokumente können die dänischen Angaben ergänzt und zu seinem Leben vor dem Weggang nach Dänemark zusätzliche Hinweise gegeben und nachfolgendes Lebensbild gezeichnet werden.

 Herkunft: Die Familie Eisenberg

Die Familie Eisenberg gehört zu den alten, angesehenen Familien der Stadt Halle an der Saale. Angehörige dieser Sippe nahmen dort und in anderen mitteldeutschen Orten mehrfach öffentliche Ämter ein, ihre Namen sind daher in verschiedenen Urkunden und Dokumenten genannt. Aus diesen ergibt sich auch der Name seines Vaters, des Hallenser Bürgers

Peter Eisenberg.

Diese Angabe ist nicht einem Tauf- oder Geburtseintrag zu entnehmen, ein solcher Eintrag liegt nicht vor, sondern ergibt sich aus dem Matrikeleintrag für Elias aus dem Jahr 1558 in Wittenberg: „1558 Dezembri 22 – Elias Eysenbergk Hallensis  frater M. Jacobi Eysenbergk“.  Der Vater dieses Bruders Jacob („frater“ – Bruder) und damit auch der Vater von Elias  ist Peter Eisenberg.

Über Peter Eisenberg ist in Gottfried Olearius[2] Buch: Halygraphiae Topo – Chronologiae“ auf Seite 252 f.  im Zusammenhang mit der ersten öffentlichen Austeilung des Abendmahls in „beider Gestalt“ (Brot und Wein) in Halle im Jahr 1541 durch Justus Jonas dem Älteren zu lesen: „… hat am Grünen Donnerstage (war damals der 14. Aprilis) in der Kirche zur Lieben Frau die erste und am Charfreitage die andere Predigt getan, das Heilige Abendmahl in zweierlei Gestalt gehalten und sind vier Personen zum Sakrament gegangen, unter welchen Petrus Eisenberg, M. Jacobi Eisenbergs Vater gewesen ist.“  Zu diesem für Halle bedeutendem Ereignis gehört eine Vorgeschichte, auf die hier kurz eingegangen werden soll.

Halle gehörte zum Erzbistum Magdeburg, Erzbischof und damit Landesherr war damals Kardinal Albrecht von Brandenburg, jener Kardinal, der einer der Adressaten von Luthers Schriften gegen den Ablasshandel gewesen ist. Albrecht führte einen aufwendigen Lebensstil und finazierte auch mit Hilfe von Schulden. 1541 waren seine Schulden so angewachsen, dass er seine Landstände um Hilfe bitten musste. Diese beschlossen auf dem Landtag zu Calbe am 23.Januar 1541 die Schulden anteilmäßig zu übernehmen, auf die Stadt Halle entfiel dabei ein Betrag von 22.000 Gulden. Über eine so hohe Summe wollte der Rat nicht ohne Beteiligung der Bürger entscheiden. In seiner „Geschichte der Reformation“ schreibt dazu K. Ch. L. Franke[3] auf Seite 91 f.:

„Sonntag Lätare (28.März) kam die gesamte Bürgerschaft zusammen um über die Zahlung zu beraten, Syndicus D. Großmann eröffnete den Bürgern die Situation. Die Bürger verlangten, darüber beraten zu können. Sie traten nach den vier Stadtpfarren[4] zusammen und schickten aus jeder zwei Personen an den Rat mit der Bitte, daß ihnen ihre Gemeinheitsmeister, die mit im weiten Rat saßen, zukommen zu lassen möchten, um mit diesen über die fragliche Angelegenheit sich besprechen zu können. Nach zweieinhalbstündigen Beratungen wurde ihnen solches vom Rate bewilligt.

Hierauf traten die Bürger abermals mit den Gemeinheits= und Innungsmeistern nach den vier Pfarreien zusammen und erwählten einen Ausschuß von acht Personen welche beauftragt worden, im Namen der ganzen Gemeine mit dem Rate zu verhandeln. Sie verlangten von diesem, daß ihnen ein evangelischer Prediger gegeben, das Sacrament nach der Einsetzung Christi gereicht, auch ein evangelischer Schulmeister angestellt würde. Würde ihnen dieses gewährt, so wolle sich auch die Gemeine gegen den Cardinal „ganz untertänig halten, als gehorsame Bürger“, im Fall aber auf ihre Bitte nichts zu erlangen wäre, könnten sie auch ihrerseits nichts Verwilligen.“

Peter/Petrus Eisenberg gehörte zu den acht Männern, die von den Bürgern bestimmt worden waren, mit dem Rat in dieser Sache zu verhandeln. Später wurde Peter Eisenberg selbst Ratsherr, war auch „Kirchenvater“ [5] an der Moritzkirche, 1552 wurde er in das Amt des Burggrafen (Stadtrichter) gewählt, von dem er 1573 „wegen Alters“ abdankte. Sein Sterbedatum ist nicht bekannt.

Elias Eisenberg war der jüngste von vier Brüdern, die allesamt in Wittenberg studiert haben:  Lazarus, 1544, Jacobus 1546 und Petrus 1556, er selbst 1558. Lazarus Eisenberg war zuerst kurzzeitig Prediger an der Batholomäuskirche in Zerbst und ab 1558 Pfarrer und Superintendent in Querfurt. Peter Eisenberg blieb in Halle und war wohl der Nachfolger seines Vaters, sein Epitaph wurde 1606 in der Moritzkirche neben dem Altar aufgehängt. Jacob Eisenberg war zunächst Diakon an der Stadtkirche von Wittenberg, später dann Domprediger in Halle.

Die Immatrikulationsdaten der Söhne lassen einen gewissen Rückschluss auf das Geburtsdatum von Peter Eisenberg zu. Lazarus und Jacob haben 1544 bzw. 1546 ihr Studium aufgenommen, sie dürften daher um 1525/26 geboren sein. Ihr Vater wird somit um/vor 1500 geboren sein. Der Sohn Elias ist nach den dänischen Einträgen im Jahr 1534 geboren, die Quelle für dieses Datum ist nicht genannt. Über die Schwestern der Brüder liegt ein Eintrag vor, in dem ihr Name nicht genannt wird, jedoch der Hinweis, dass sie mit dem 1548 immatrikulierten Zacheus Olgast (weiteres nicht bekannt) verheiratet gewesen ist und eine Tochter namens Anna hatte..

Der Vater Peter Eisenberg hatte vermutlich selbst auch studiert, in den Wittenberger Matrikeln sind zwei Studierende mit dem Namen Petrus Eisenberg/Isenberg eingetragen: 1515 „Petrus Isenberg De Hallis Magden. dioc. 3 September“ und 1527 „Petrus Eissenbergk Hallen. Dioc. Magden. 21. Junij“, einer dieser beiden Einträge dürfte ihm zuzuordnen sein.

Zu den Vorfahren des Vaters Peter Eisenberg können keine Angaben gemacht werden, die in den mir zugänglichen Dokumenten genannten Eisenberg-Namensträger sind genealogisch nicht zuzuordnen. Der Vorname Peter/Petrus kommt mehrfach vor, aus lutherischer Sicht ist der Hofprediger und Beichtvater des Herzogs Georg von Sachsen D. Petrus Eisenberg unrühmlich bekannt. Er lehnte die Reformation mit dürftiger theologischer Begründung strikt ab. Seine Schwester Prisca († 1536) war Äbtissin des Klosters zum Heiligen Kreuz in Meißen.

Ein anderer Peter Eisenberg ist im Geschlechtsregister derer von Waltheim als erster Ehemann der Martha von Waltheim genannt, die in der 2. Hälfte des 15. Jahrhunderts gelebt hat. Dieser  Peter Eisenberg war ein Pfänner.

Der umstrittene Bruder

Für den Bruder Jacob Eisenberg liegen mehrere Dokumente vor, die Rückschlüsse auf die Gründe für den Weggang von Elias Eisenberg nach Dänemark geben könnten. Jacob Eisenberg war in Mitteldeutschland ein bekannter, aber auch sehr umstrittener Mann, der sich aktiv in den damaligen Theologenstreit eingebracht hat.

Der Tod Martin Luthers, der verlorene Schmalkaldische Krieg, die Gefangenschaft des bisherigen Kurfürsten Johann Friedrich (des Großmütigen), die Übertragung der Kurwürde und des Kurkreises an Moritz von Sachsen und das von Kaiser Karl V. erlassene sogenannte Augsburger Interim hatten für die junge evangelische Kirche eine kritische Situation heraufbeschworen. Als der neue Landesherr das Interim in der von den Wittenberger Professoren unter Führung von Melanchthon und Bugenhagen gemilderten Form des sogenannten Leipziger Interims umsetzte, widersetzten sich viele Pfarrer und wurden darum ihrer Ämter enthoben sowie meist des Landes verwiesen. Damit begann ein Theologenstreit zwischen den sogenannten Gnesiolutheranern (wahren Lutheranern) auf der einen und den „Philippisten“ (den Anhängern von Phjlipp Melanchthon, später Kryptocalvinisten genannt) auf der anderen Seite, der Streit belastete die lutherische Kirche schwer und vergiftete lange Zeit das Klima zwischen den geistlichen Amtsträgern. Die lutherische Seite warf den Wittenberger Professoren zu große Nachgiebigkeit gegenüber dem Kaiser und dem ungeliebten neuen Landesherrn Moritz (den „Judas von Meißen“) vor. Ging es zunächst um die sogenannten Mitteldinge, die „Adiaphora“, wie Zeremonien, liturgische Gewänder, Heiligenverehrung, Fastenregelungen oder katholische Feiertage, kamen bald auch Auseinandersetzungen über theologische Fragen hinzu und verschärften den Streit, Dabei ging es insbesondere um das rechte Verständnis des Abendmahls, Melanchthon und ein Teil der Geistlichkeit näherten sich hier der Auffassung Calvins  an. Melanchthon war nicht der Mann, der hier steuernd eingreifen konnte, ihm fehlte es an der Autorität und dem Charisma eines Martin Luther. Der Streit wurde immer heftiger und erfasste in der zweiten Hälfte des 16. Jahrhunderts ganz besonders die sächsische Gebiete Deutschlands, Halle war eine Hochburg der Lutheraner.

Jacob Eisenberg, der ältere Bruder von Elias Eisenberg, beteiligte sich auch schriftstellerisch, an den Auseinandersetzungen, er stand auf der Seite der Philippisten, er war nach nicht unbegründeter Meinung der Lutheraner ein „verschriener“ Calvinist. Im Jahr seiner Immatrikulation 1546 starb Martin Luther, und in Wittenberg übernahmen  Melanchthon und Bugenhagen die Führung, das hatte Jacob Eisensteins Theologie nachhaltig geprägt. Bugenhagen war er zudem durch seine Tätigkeit als Diakon an der Wittenberger Stadtkirche ab 1550/51 eng verbunden.

Auf Einzelheiten des Geschehens braucht hier nicht eingegangen zu werden, allein die Ausführungen von Johann Christoph von Dreyhaupt[6] zu Jacob Eisenberg in seiner Beschreibung des Saalekreises machen schon deutlich, welche Ausmaße der Streit annahm. Jacob Eisenberg war nach seiner Tätigkeit in Wittenberg Sekretär der erzbischöflichen Kanzlei und später Hofprediger am Dom in Halle geworden.

Dreyhaupt Seite 1094 – „M. Jacob Eisenberg, von Halle gebürtig, neigte sich auf der reformierten Seite, und ward deshalb von denen anderen Ministerialibus[7] sehr angefeindet, und nach seinem 1598 erfolgten Tode ihn das öffentliche Begräbnis denegieret.“

Dreyhaupt Seite 1105 – „Ao 1576 hat das Ministerium, sonderlich M. Caspar Cantagiesser[8] mit dem Domprediger M. Jacob Eisenberg Streit gehabt und ihn beschuldigt, dass er in der Lehre nicht richtig, sondern ein Flacianer[9] wäre, weshalb sie auch heftig wider ihn gepredigt und ihn bei der Taufe nicht zum Taufpaten zulassen wollen. Dieser Streit, der viel Lärmens gemacht, hat daher seinen Ursprung genommen, dass M. Eisenberg 1572 in der Domkirche einen Türken getauft, und bei solcher Gelegenheit ein klein Tractätlein, so er einen Cathechismus benamet, wonach er den Türcken vor der Taufe examiniert, drucken lassen, woraus man etliche Irrtümer ziehen wollen; ja als M. Eisenberg 1598 vestorben, ist man so weit gegangen, dass man ihm die öffentliche Sepultur denegieret, ohnerachtet solche von der Magdeburgischen Regierung anbefohlen worden, ja sogar der Pöbel hat mit Srürmen und Fenster-Einwerfen an seiner Wohnung großen Unfug verübet, dass daher seine Kinder, weiteren Lärm zu vermeiden, gemüßiget worden, ihn heimlich zur Nachtzeit aus der Stadt nach Dobis[10] an der Saale führen und daselbst begraben zu lassen.“[11]

In Halle standen die Stadtpfarrer einhellig auf der Seite der Lutheraner, Jacob Eisenberg war kein Stadtpfarrer, sondern Hofprediger des (evangelischen) Erzbischofs und nahm somit eine Sonderstellung ein. Die Stadt verweigerte eine Beerdigung Jacob Eisensteins auf einem städtischen Friedhof, die Pfarrer weigerten sich strikt, an der vom Domkapitel geforderten üblichen „Begleitung der Leiche“ im Falle des Jakob Eisenberg teilzunehmen. Dazu gehen der o. g. Gottfried Olearius (S.399) und Johann Gottlieb Wilhelm Dunkel in „Historistisch Critische Nachrichten von verstorbenen Gelehrten und deren Schriften … (S. 685) näher ein. Die Texte sind auszugsweise in der Anlage nachzulesen.

Mit dem Verlassen seiner Heimat entging Elias Eisenberg solchen belastenden Streitigkeiten und er konnte davon unbelastet in Dänemark eine Karriere machen, die ihm großes Ansehen verschaffte. Welche persönliche Auffassung Elias Eisenberg zu den Streitfragen vertrat, als er um 1562 nach Dänemark kam, ist nicht bekannt.

Elias Eisenberg in Dänemark – Im Dienste von Frederik II.

Zwischen Dänemark und den lutherisch gewordenen deutschen Herrschaftsgebieten bestanden im Reformationsjahrhundert nicht nur enge dynastische Verbindungen, auch zwischen den Universitäten und den Kirchen bestanden enge Beziehungen, in Dänemark waren damals mehrere Männer tätig, die in Wittenberg studiert hatten. Es verwundert somit nicht, dass Elias eine neue Heimat gerade in Dänemark suchte und fand. Christian III. und sein Sohn Friedrich II. verfolgten eine eindeutige lutherische Kirchenpolitik und sorgten dafür, dass die innerprotestantischen Lehrstreitigkeiten der deutschen Theologen nicht auf Dänemark übergriffen.

Aus den dänischen Quellen können zusammengefasst folgende Aussagen über das weitere Leben von Elias Eisenberg in Dänemark gemacht werden:

Schon bald nachdem Elias Eisenberg ca. 1562 in dänische Dienste eingetreten war brach 1563 der nordische Siebenjährige Krieg aus und Elias E. wurde zur Beschaffung von Schiffen nach Ostpreußen und Danzig geschickt (1564), weiter diplomatische Reisen folgten. Er nahm an den erfolgslosen Friedensverhandlungen in Rostock teil und wurde danach königlicher Sekretär der Deutschen Kanzlei mit der Verpflichtung, auf Lebenszeit in dänischen Diensten zu bleiben. Auch nach 1570 war er wiederholt in diplomatischen Angelegenheiten in Deutschland, Polen, Russland, aber auch in Frankreich, Spanien und den Niederlanden unterwegs. Auf zwei Reisen nach Rußland in den Jahren 1571 und 1575 wird in den dänischen Beiträgen besonders hingewiesen: Im Jahr 1571 verhandelte um einen Ehevertrag für eine Heirat zwischen der Prinzessin Maria Wladirirowna, Tochter des russischen Fürsten Wladimir Andrejewitsch und Nichte des Zaren Iwan IV., im Jahr 1575 ging es um Grenzproblemen der Lappen im Norden von Norwegen und anderen Fragen, hier verhandelte er mit Iwan IV., besser bekannt als „Iwan der Schreckliche“, persönlich.

Seine erfolgreiche Arbeit wurde vom König gut entlohnt. Er erhielt neben einer jährlichen Rente verschiedene Ämter, die mit einem guten Einkommen verbunden waren, so zum Beispiel wurde er Kanoniker der Roskilder Domkapitels. Im Jahre 1583 erhielt Elias Eisenberg seine Demission aus dem Staatdienst „wegen Schwäche“ und wurde Prälat und Propst an der Kathedrale von Roskilde.  Am 30. April 1590 ist er in Roskilde gestorben und im Dom beigesetzt worden.

 

Anhang:

Wittenberger Universitätsmatrikel[12]

Matrikeleintrag 1515, S. 58:   „Petrus Isenberg De Hallis Magden. dioc. 3. Septembr. (eingetragen mit weiteren drei Hallensern)
Matrikeleintrag 1527, S. 130:   „Petrus Eissenbergk Hallen. dioc. mag den. 21 Junij“
Matrikeleintrag 1544,  S. 220:  „Mense Martio      Lazarus Eisenbergk Hallenses“ (eingetragen zusammen mit weiteren vier Hallensern)
Martikeleintrag 1546, S. 234:  „Mense Junius      Jacobus Eysenbergk Hallen. die Johan: Baptistae) (24.6.)
Matrikeleintrag 1555, S. 309 „Mense Julio 23:     Petrus Eysenberg Hallensis“ – Fußnote: „frater M. Jacibi Eysenbergii“
Matrikeleintrag 1558, S. 336: „Mense Dezembri 22    Elias Eysenbergk Hallensis  frater M. Jacobi Eysenbergk“.

 

Gottfried Olearius: Halygraphiae Topo – Chronologiae“  

Seite 252 f.  Jahr 1541     „… hat am Grünen Donnerstage (war damals der 14. Aprilis) in der Kirche zur Lieben Frau die erste und am Charfreitage die andere Predigt getan, das Heilige Abendmahl in zweierlei Gestalt gehalten und sind vier Personen zum Sakrament gegangen, unter welchen Petrus Eisenberg, M. Jacobi Eisenbergs Vater gewesen ist.“

Seite 339:

„(1598) Im Monat Dezembri starb Mag. Jacobus Eisenberg, gewesener Hof=Prediger, dessen Leiche, weil er ein öffentlicher Calvinist worden, die Stadt Theologen und Prediger (da sie gleich beleutet und auff den Gottes=Acker begraben würde (welches sie erst nicht zugeben wollen) ungeachtet des Dom=Capitul der Begräbniß halber schrieben, nicht begleiten wollen, dahero seine Söhne die Leiche heimlich weggeführet und anderswo begraben lassen.“

 

Johann Gottlieb Wilhelm Dunkel: Historisch-Critische Nachrichten von verstorbenen Gelehrten und deren Schriften; Zur Ergänzung und Verbesserung des allgemeinen Gelehrten=Lexikons; Des Dritten Bandes 4. Theil

Seite 685                    „2807 Eisenberg (Jakob)

Aus Halle, war Peter Eisenbergs eines dasigen Bürgers Sohn, welcher mit unter den vier Personen gewesen, die 1541 erstmals zu Halle das Heilige Abendmahl unter beider Gestalt aus der Hand des Dr. Just. Jonas empfangen haben. Dieser Jakob Eisenberg war um die Mitte des 16. Jahrhunderts Prediger zu Wittenberg und gab eine Erklärung der Lieder, Ein Kindelein so löbelich, und Christ ist erstanden heraus, wie auf 31 abgöttische Artikel zu antworten, welche er aus dem Latein übersetzt hat (Hr. von Dreyhaupt in der Beschreibung des Saalkreises 2. Th. 610 S.) Diese Nachricht gibt das A.G.L. unter Jakob Eisenberg, welcher eben derselbe ist (s. 2821 Zahl).“

(A.G.L. = Allgemeines Gelehrten=Lexikon)

Seite 686                    „2808 Eisenberg (Jacob)

Ein Magister aus Halle, welcher zu des Markgrafen Joachim Friedrichs Zeiten Hofprediger bei der Domkirche daselbst gewesen ist. Er taufte 1572 einen Türken in dieser Kirche, und gab bei dieser Gelegenheit einen kleinen Katechismus oder Fragen und Antworten, worauf er den Türken vor der Taufe befragt hatte, heraus, worüber eine große Streitigkeit mit den Stadtpredigern entstunde, welche daraus etliche Irrtümer ziehen wollten, ihm irrige Lehre und des Flacianismus[13] beschuldigten, heftig wider ihn predigten und ihn bei Gevatterschaften nicht als einen Taufpaten zulassen wollten. Als er 1598 starb, wollte ihn die Stadt=Geistlichkeit nicht mit öffentlichen Gebräuchen begraben lassen, und da derselben Domkapitel bei damaliger Sedis-Vakanz anbefehlen ließ, weigerten sie sich die Leiche zu begleiten, ja der Pöbel zu Halle verübte an seinem Hause mit Fenstereinwerfen und Stürmen allerlei Unfug, daher seine Kinder, um ferneres Unheil zu verhüten, den Leichnam heimlich des Nachts aus der Stadt nach Dobis an der Saale führen und daselbst begraben ließen (Hr. von Dreyhaupt im Saalekreise „. Th. 610 S.). Lazarus Eisenberg wird sein Sohn sein.“[14]

Pfarrerbuch Provinz Sachsen – Anhalt:

Eisenberg, Jakob,

*Halle † 1598, Mag., von 1572 – 1598 erzbischöflicher Hofpred. Dom Halle; 3 Kinder – Peter, Jacob, Uni Wittenberg, Elias. Das Stadtministerium verweigerte ihm wegen calvinistischer Tendenzen, die er in zahlreichen Publikationen (z.T. unter dem Pseudonym Christian Grundmann) geäußert hatte, das öffentliche Begräbnis (Lit. Dreyhaupt 1 1094 und 2 610, Reichskammerakten Sa.Anh. Rep. A 53; Wittenberger Gelehrtenstammbuch. Hg. durch das Deutsche Historische Museum Berlin. Bearb. v. Wolfgang Klose, Halle 1999, 350)

 

Wittenberger Ordiniertenbuch, Band 1 1537 – 1560 (Hrsg. Georg Buchwald)

  1. 117 ( 3. März 1560)

Nr. 1954   Jacobus Eysenberg, Hallensis     collega Magistri Johannis Bugenhagij, eodem dominica eodemque anno               (bezieht sich auf den vorangehenden Eintrag Nr. 116 auf S. 116

Nr. 1953   (3. März)  M. Johannes Bugenhagen vocirt ad ministerium in templo arcis Domonica Inuocauit Anno 1560)

 

Zwei Titelblätter – Anleitung … von Jacok Eisenberg  und

Gründliche Widerlegung … von Christian Kittelmann

Titelblätter 2 Titelblätter 1

 

 

[1]  Gyldendal: „Den store Danske“

[2]  D. Gottfried Olearius (1604 – 1685), Pfarrer, Superintendent in und Chronist von Halle

[3]  Karl Christian Leberecht Franke (1796 – 1879), Pfarrer, Professor und Superintendent in Halle

[4]  jeweils Stadtteile

[5]  heute Kirchenvorsteher

[6]  Beschreibung des Saalekreises

[7]  Gemeint ist das Stadtministerium, die Stadtregierung von Halle

[8]  Caspar Kannegießer, zu der Zeit Pfarrer an der Ulrichkirche in Halle

[9] Dreyhaupt liegt hier falsch; Flacianer ist die Bezeichnung von besonders orthodoxen Lutheranern; Jacob Eisenberg war vielmehr ein sogenannter Kryptocalvinist. Das Buch ist 150 Jahre nach den Ereignissen geschrieben, der Verfasser war zudem preußischer Beamter, Jurist, kein Theologe.

[10] Dobis ist ein kleiner Ort im nördlichen Saalekreis

[11] Jacob Eisenberg war 1576 als Hofprediger abgesetzt worden und lebte dann in Zerbst (s. Anmerkung zu seinem Eintrag im Wittenberger Gelehrtenstammbuch, hrsg. Deutsches Historisches Museum Berlin, S. 350), ist aber vermutlich nach 1592 (1597?) als Privatmann in seine Geburtsstadt zurückgekehrt.

[12]  Album Academiae Vitebergensis, Band 1, 1502 – 1560)

[13] (Hinweis:  Jakob Eisenberg war kein sogen. Flacianer, sondern ein „Kryptocalvinist“; Flacianer waren strenge Lutheraner, die Calvins Lehre ablehnten, Eisenberg neigte aber gerade Clvin zu )

 

[14] (Anmerkung: nicht sein Sohn, sondern einer seiner Brüder)