Bedeutung der Dorfpfarrer für die Dorfgeschichte

Wer in unserem Heimatland „über Land“ fährt, egal ob im Auto oder per Fahrrad, erfreut sich über die zum Landschaftsbild gehörenden Dörfer, kleinere und größere, von vielen sieht man zuerst den Kirchturm, der in bergigen Gegenden häufig auf einer Anhöhe steht, so kann man das Glockenläuten weit in der Umgebung hören. Und neben der Kirche steht das Pfarrhaus, denn auch eine Dorfkirche brauchte einen Pfarrer, einen Seelsorger, einen der sich um die Sorgen und Nöte seiner Gemeindeglieder kümmert, der samt seiner Familie im Dorf lebt, der dazu gehört. Zum „Herrn Pfarrer“ alter Art gehörte in der Regel eine „Frau Pfarrer“, je engagierter sie die damit verbundenen Erwartungen wahrnahm, umso besser „lief der Laden“.   

Wer waren diese Pfarrer, was wissen wir über sie? Sie waren Seelsorger, in evangelischen Gemeinden zugleich aber Amtspersonen, die z.B. in Sachsen – meiner Heimat – die dem „Königl. Ministerium des Kultus und öffentlichen Unterrichts“ zugeordnet waren. Das alles endete mit der Abschaffung der Monarchie, manches lief aber trotzdem einfach so weiter und endete erst im sogen. Dritten Reich und endgültig in der DDR, der Pfarrer – und mit ihm seine Familie – war von nun an für die Behörden eine Art Unperson.

Das ist heute Geschichte, das ist so wie es ist, wir müssen das hinnehmen und das Beste aus der neuen Situation machen. In meiner Heimatgemeinde Schwarzbach-Thierbaum läuft das recht gut, dem Kirchenvorstand sei Dank! Dass es früher einmal anders war sollten aber nicht aus dem Gedächtnis streichen. Dazu sollen die beiden angefügten Texte beitragen.


Die Pfarrer des Kirchspieles Schwarzbach – Thierbaum

Das Dorf Schwarzbach gehört unstrittig zu den ältesten deutschen Siedlungsdörfern im Sorbenland an der Mulde östlich der Saale. Urkundlich ist diese Aussage nicht zu belegen. Aber Schwarzbach ist ein Kirchdorf und die Dorfkirche ersetzt das fehlende schriftliche Dokument: Noch vorhandene Bauelemente der heutigen Kirche stammen aus der Zeit vor/um 1200 und sind so ein Beleg für den frühen Bau einer Kirche in dem durch Rodung des Waldes gegründeten Siedlungsdorf und wird somit zur „Gründungsurkunde“. Der Kunsthistoriker Cornelius Guriltt schätzt, dass die alte Dorfkirche noch vor 1200 erbaut worden ist.[1] Vermutlich ist zur selben Zeit erstmals ein Pfarrer in Schwarzbach wohnhaft geworden, denn der Kirche wurde bei der Besiedlung um1150 eine eigene Hufe zugeordnet, möglicherweise ist unter den Kolonisten bereits ein Pfarrer gewesen. Schwarzbach kann damit auf eine über 800jährige Pfarrertradition zurückblicken. Bis zu Einführung der Reformation waren es katholische Priester/Pfarrer, ab 1529 dann lutherische Pfarrer. Die Namen der katholischen Pfarrer sind bis auf den letzten nicht überliefert, der letzte wurde dann der erste lutherische Pfarrer.

Hinweis: In Thierbaum ist in katholischer Zeit ein Kaplan des Klosters Buch tätig gewesen.

Liste der lutherischen Pfarrer von Schwarzbach

  1. Johannes Rose            * um 1490 in Oschatz † nach 1546 wo?

Johannes Rose, (Dietmann) Rohe war 1529, dem Jahr der ersten kirchlichen Visitation (1. Juni) in der „Diözese“ Colditz, Pfarrer in Schwarzbach. Er stammte aus Oschatz und ist dort um 1490 geboren, über seine Herkunft ist sonst nichts bekannt. Im SS 1507 immatrikulierte er sich an der Universität in Leipzig (Matrikeleintrag Joannes Roese de Oschatz SS 1507) und 1515 an der Universität in Wittenberg (Eintrag Joannes Rossa de Oschitz Misnen Dioc. 1. Nouem[2] 1515), daraus lässt sich schließen, dass er aus einer angesehenen und vermutlich wohlhabenden Familie stammte. Am 7. April 1520 wurde er in Merseburg zum Priester geweiht, vermutlich wurde er bald darauf Pfarrer in Schwarzbach. Als solcher wurde er 1529 und 1534 beiden kirchlichen Visitationen unterzogen und erhielt dabei jeweils die Gesamtnote 2. Das Protokoll der ersten Visitation 1529 war im Internet nicht zu finden, das der 2. Visitation liegt vor, ist in sauberer, leider sehr verschnörkelter Schrift geschrieben und deshalb schwer lesbar und nicht immer zu entziffern; die wichtigsten Aussagen sind in der Neuen sächsischen Kirchengalerie jedoch abgedruckt. Aus der Niederschrift geht hervor, dass Johann Rose einerseits in der „Lehre“ gut beurteilt, an der Führung seines Amtes aber Anlass zur Kritik gab: „Dieser Pfarr ist [der] Choralis zu Wittenberg gewest, und in der Lehr ziemlich geschickt, ist allein die besorg, das ihm sein Ambt nicht mit ernst anliege, und mehr der brauchs nahrung, denn der selen Hayl und seligkeitsuche. Derhalben ihn mit gantzen ernst eingebunden, sich zu bessern und ein getrewer, vleissiger Hirten zu erzeigen, wo nicht, soll er auf Weynachten entsetzt werden.“ Ihm wird befohlen, „das Evangelium nach Anleitung … (nicht lesbar) zu predigen“. Das in der Kirchengalerie wiedergegebene Zitat: „Diesem Pfarrer ist befohlen, das Pfarrholz nicht zu verwüsten“ stammt aus dem Protokoll der ersten Visitation. Im Jahr 1539 verließ er Schwarzbach und wurde Pfarrer in Wiederau, gab aber um 1546 diese Stelle auf und kehrte zur katholischen Kirche zurück – „weil er sich aber in neuer Zeit nicht finden konnte zur katholischen Kirche zurückgekehrt und ging nach Zeitz, wo nach dem Schmalkaldische Krieg wieder der frühere katholische Bischof von Pflug das Amt übernommen hatte: „endlich in Zeitz in Thumb (?) (das Domkapitel)“[3]. Johannes Rose offensichtlich unverheiratet geblieben. In den Pfarrerbüchern heißt es hierzu: (Dietmann: hat), „eine Zeitlang dem Evangelio angehangen, jedoch hernach wieder abgefallen“ und (Kreyßig) „wieder papistisch geworden“.

In die Visitation 1534 wurde der Küster einbezogen, er war „ungelert“, ihm wird aufgegeben, den „Jungens lesen und anderes zu lehren“. Sein Name ist nicht bekannt, der erste Schullehrer, der in der Kirchengalerie namentlich genannt wird, war von Beruf ein Leineweber aus Colditz, sein Nachfolger ein Buchbinder aus Freiberg.

  • Andreas Otto        * und † sind nicht bekannt

Andreas Otto ist in den Pfarrerlisten beider Kirchengalerien nicht aufgeführt, er steht aber in dem Verzeichnis der Pfarrer in Sachsen Meißen … von Spalatin (S.15)[4]. Er ist hier an zweiter Stelle nach Johann Rose und vor einem Jacob Richter eingeordnet. Der Spalatin Eintrag ist in dem Pfarrerbuch-Projekt als Quelle angegeben, inzwischen hier auch mit Namen genannt: 1539 Pfarrerin Schwarzbach, 1544 Pfarrer in Ossa, 1545 Pfarrer in Oelzschau („Anfang der 40 Jahre“). Danach war er 1539 Pfarrer in Schwarzbach, kann das aber nur kurze Zeit gewesen sein, denn dem Pfarrerbuch von Dietmann (3. Band S. 869) ist er als Pastor von Ossa (Ephorie Rochlitz) eingetragen und angegeben, dass „Andreas Otto, [war] vorher zu Oeltzsch Pastor“ = Oelzschau (Ephorie Leipzig) gewesen sei und von dort „um das Jahr 1545 versetzt nach Ossa“ wurde. [5]. (Weitere Daten waren im Internet nicht zu finden.[6])

                2.2 Jacob Richter        * und † unbekannt

Auch Jacobs Richter ist in den Listen der beiden Kirchengalerien nicht aufgeführt, er ist auch in den sächsischen Pfarrerbüchern nicht zu finden, konkrete Lebensdaten liegen für ihn daher nicht vor. Vermutlich war er der unmittelbare Vorgänger von Nikolaus Oswald und wäre dann von etwa 1541 bis 1543 Pfarrer in Schwarzbach gewesen. In das Pfarrerbuch-Projekt ist er bisher nicht aufgenommen worden. Spalatins Pfarrerliste wird jedoch als historisch bewertet, seine Person ist daher als solche existent anzusehen.[7]

2.3 Nikolaus Oswald   * nicht bekannt † vermutlich um 1555 in Schwarzbach verstorben

Über Nikolaus Oswald selbst ist Näheres nicht bekannt, nach dem Eintrag in der alten Kirchengalerie war er von 1543 bis 1555 Pfarrer von Schwarzbach. Es ist wohl davon auszugehen, dass er, wie seine Vorgänger auch, ursprünglich katholischer Priester gewesen ist, ein Universitätsmatrikeleintrag ist weder in Leipzig noch in Wittenberg in der Zeit von 1530 bis 1543 zu finden. Nikolaus Oswald war in der Zeit des Schmalkaldischen Krieges Pfarrer in Schwarzbach und erlebte diesen Krieg dort unmittelbar. Ab 10. April 1547 befand sich hier und im Nachbarort Leutenhain das Kaiserliche Hauptquartier, das am 19 April von Kaiser Karl V. und Herzog Alba aufgesucht wurde. Kaiser Karl V. übernachtete im damaligen Pfarrhaus („allwo der Kayser eine Nacht still gelegen.“) und zog dann weiter „zur Entscheidungsschlacht des Schmalkaldischen Krieges in Mühlberg“ (alte Kirchengalerie) am 24. April 1547. Schwarzbach und die Nachbarorte wurden damals von nachrückenden Soldaten geplündert, einige Orte auch angezündet. „Wo dieses Heer vorüberzog, tat es großen Schaden. Herzog Moritz aber schickte des Kaysers Salva Gardia hieher.“[8]. „Hohnbach wurde am 22. April 1547 fast vollständig vernichtet. Rochlitz hatte rechtzeitig die Stadttore geschlossen, Colditz wurde besetzt, „obwohl die Muldenbrücke abgenommen“ worden war.

            3. Wolfgang Hesse/Heß         * [geschätzt um 1510] in Mittweida † 1582 in Schwarzbach

Auch Wolfgang Hesse/Heß hatte eine „katholische Vergangenheit“. Er wurde in Mittweida geboren und war 1539 seit neun Jahre Mönch im Altzeller Zisterzienserkloster, er nahm dort zuletzt das Amt eines Priesters wahr. Bei der Aufhebung des Klosters 1539/1541 entschied er sich „im Kloster tzu bleyben und mit fleis tzu studiren“. Im Jahr 1542 bekam er die 3. Diakonenstelle an St. Petri in Rochlitz, 1543 die 2. Diakonenstelle (zeitweise Prodiakon) in (Bad) Lausig und 1547 übertrug ihm das Oberkonsistorium in Dresden die Pfarrstelle in Schwarzbach. „im Kloster tzu bleyben und mit fleis tzu studiren“.

Wolfgang Hesse wurde Stammvater eines sächsischen Pfarrergeschlechts, fünf Nachkommen-Generationen mit insgesamt sieben Pfarrern sind in sächsischen Pfarrerbüchern namentlich genannt.

  • Martin Hesse/Heß     * 1550 in Schwarzbach † 1622 auf dem Weg nach Thierbaum

Martin Hesse wurde im Jahr 1575 Substitut („Adjunctus“) seines Vaters und nach dessen Tod am 4. März 1582 Amtsnachfolger. Als Adjunctus „hat[te er] bisher keine Besoldung, sondern nur Kost und Herberg bei seinem Vater“. Martin Hesse hat in Magdeburg die Schule besucht und danach ab 1572 in Leipzig studiert. Zwei seiner Söhne, die beide auch Martin hießen, sind wie er Pfarrer geworden. Martin Hesse starb, wie Jahrzehnte später Eduard Küttler, auf dem Weg nach Thierbaum, „wo er die Beichte halten wollte.“ Sein Grabstein war lt. Rüdiger, ein „einfaches Denkmal aus Rochlitzer Sandstein“ mit einem seinerzeit noch gut lesbaren Text mit der Beschreibung der Todesumstände in lateinischer Sprache ist in der Alten sächs. Kirchengalerie abgedruckt. Er stand an der zusammen mit anderen Grabsteinen rechts an der Kirche, darunter auch der Grabstein von Eduard Küttler. Pfr. Forberg versetzte sie von dort an die Mauer der alten inzwischen abgerissenen Kirchschule. Was aus den anderen Grabsteinen geworden ist, ist mir unbeikannt.

Vater Wolfgang und Sohn Martin Heß prägten in den 75 Jahren ihrer Tätigkeit nachhaltig das kirchliche Leben in Schwarzbach.

  • Wolfgang Windreuther  * 1595 in Rochlitz † 16. Juli 1633 in Schwarzbach

Wolfgang Windreuther war ebenfalls ein Pfarrerssohn, er ist1595 in Rochlitz geboren, sein Vater, David Windreuther, war dort Archidiakon. Wolfgang W.[9] besuchte die Fürstenschule in Grimma von1609 bis 1615, studierte dann in Leipzig und erwarb 1620 den Magistergrad. Am 13. November 1620 wurde er in seiner Geburtsstadt Rektor der Stadtschule, zwei Jahre später Pfarrer in Schwarzbach; 1633 starb er dort an der Pest. Er war mit Kunigunde verwitwete M. Simon Zschocher[10] verheiratet.

  • Georg Delitz/Delitzsch Delitus * 1. April 1582 in Crimmitzschau † 1654 in Collmen

Georg Delitz ist in Crimmitschau geboren, studierte ab 1601 an der Universität in Leipzig, erwarb dort den Magistergrad, wurde dann aber Pfarrer in Niederösterreich, zuerst in Gmünd „Olim concionator anlicus Gmundae inferiori Austria“, von wo er infolge der Gegenreformation vertrieben wurde; er bekam aber noch in Niederösterreich eine neue Stelle in Schoen. Hier führte er ein Jahrzehnt lang unter den kriegerischen Verhältnissen seine Tätigkeit als evangelischer Prediger weiter: „hic Georg Delitus per multas calamitatesolim concionator per totum decennium in turbis bellicis perpessus migravit in pagum Collmen prope Colditium – (dieser Georg Delitus, der viele Katastrophen erlitten hatte und ein ganzes Jahrzehnt lang ein einsamer Prediger im kriegerischen Mob war, wanderte in das Dorf Collmen bei Colditium aus[11]). Delitzsch kam zurück nach Sachsen und bekam hier 1633 zuerst die Pfarrstelle von Schwarzbach, zehn Jahre später 1643 wechselte er auf die Pfarrstelle von Collmen. Dort ist er im Jahr 1654 verstorben.

In seiner Schwarzbacher Zeit hatte Sachsen unter den Folgen des Dreißigjährigen Krieges besonders zu leiden, mehrmals musste die Dorfbewohner Schutz in den Städten suchen, er samt Familie floh nach Rochlitz Schutz. Einzelheiten hierzu sind in sind in der Alten Kirchengalerie nachzulesen[12]:

  • Samuel Schüttig            *[1593] in Altleisnig † 1651 in Schwarzbach[13]

Samuel Schütting war ebenfalls Pfarrerssohn, sein Vater Georg Schüttig stammte aus Colditz und war 1593 Diakon in Altleisnig, später Pfarrer in Großweitzschen; Samuel studierte ab dem SS 1608 in Leipzig, wurde dort 1619 Baccalareus und als solcher 1620 Pfarrer in Lastau; 1634 wechselte er nach Collmen und kam 1643 nach Schwarzbach, hier starb er 1651.

  • Johann Christian Polenz           * 1621 in Rochlitz † 21. Jan. 1666 in Collmen

Johann Christian Polenz war wiederum ein Pfarrerssohn aus Rochlitz, sein Vater Ambrosius Polenz[14] (Sohn eines Schössers) ist dort Pfarrer und Superintendent gewesen. Er besuchte als Johannes Christianus Polentius vom Februar 1635 bis zum 21. Okt. 1637 die Fürstenschule in Grimma, studierte an der Universität Leipzig und erwarb dort den Magistergrad. 1651 wurde er Pfarrer in Schwarzbach, ging 1659 nach Collmen und starb dort im Jahr 1666.

  • Johann Georg Willius/Wille   * 26. Aug. 1626 in Dresden † 15 Juni 1716 in Kleinwaltersdorf

Johann Georg Willius ist am 26. Aug. 1626 in Dresden geboren, sein Vater Christian Willius war einer der damaligen Hofprediger (1625 III. Hofprediger), vorher war er Diakon in Colditz gewesen und hatte oft in der dortigen Schlosskirche gepredigt. Hierdurch lernte ihn der spätere Kurfürst Johann Christian II., der in jungen Jahren oft seine dort lebende Großmutter, die Kurfürsten-Witwe Sophie (von Brandenburg) besuchte, kennen und schätzen. Als Christian Willius Hofprediger in Dresden wurde bat er Kurfürsten zum Taufzeuge des Sohnes Johann Georg, der Kurfürst übernahm die Patenschaft, nahm persönlich an der Taufe teil und beschenkte den Täufling sehr großzügig.[15] Nach dem Besuch der Fürstenschule in Grimma von 1667 bis 1673 (25.Juli) studierte Johann Georg in Leipzig und erwarb hier den Magistergrad. Er wurde 1650 Pfarrer in Zettlitz und 1660/1661 Pfarrer in Schwarzbach, von dort wechselte er auf die Pfarrstelle in Kleinwaltersdorf mit Tochtergemeinde Schirma, Inspection Freiberg, dort ist er am 15.Juni 1716 gestorben.

Johann Georg Willius war mit Anna Regina Leuschner, Tochter des Rektors der Lateinschule in Colditz verheiratet, „mit welcher er unter anderen gezeuget M. Joh. George, nat.17. Sept. 1652, jetzigen Pastors zu Kleinwaltersdorf, welchem Vetter der Segen Gottes in seinem herannahenden Alter Kraft und Stärke die Fülle erhellen wolle.“ (G.V.Bruno)[16] Der Genannte ist am 15. Juni 1716 in Kleinwaltersdorf gestorben.

Hinweis: Im bisher vorliegenden Text des Pfarrerbuchprojektes ist er als Schwarzbacher Pfarrer aufgeführt, die spätere Tätigkeit in Kleinwaltersdorf wird dort nicht genannt, wohl aber im Text über Kleinwaltersdorf.

Johann Georg Willius gehört zu einer Pastorensippe, die in Sachsen und Franken mit namhaften Vertretern zu finden ist. Es handelt sich um eine lutherische Exulantenfamilie, die 1612 aus der durch Erbgang zu Hessen-Kassel gekommenen Herrschaft Schmalkalden vertrieben worden ist. Der dortige Kantor/Lehrer Caspar Willius wurde Anordnung des Landgrafen Moritz von Hessen seines Dienstes enthoben und musste auf nach über 40jährigrer Tätigkeit Hessen samt Familie, darunter vier Söhne, verlassen, weil er eine von ihm geforderte „Unterschrift zu dessen vorgenommenen Reformation zur Einführung der Calvinischen Lehre nicht unterschreiben wollen“. Drei der vier Söhne wurden ihrerseits Pfarrer, für den jüngsten der Söhne, dem Mag. Christian Wille/Willius, liegen mehrere Dokumente vor, denen neben Angaben über seine beruflichen Tätigkeiten und zu seinem Lebenslauf auch einige Informationen über seine drei Ehefrauen und seine Kinder, so auch über Johann Georg zu entnehmen sind. Er war zuerst Diakon in Colditz (1617), wurde dann dritter Hofprediger in Dresden und zuletzt Superintendent von Colditz (1631 bis 1669). Er ist der Vater von Johann Georg.

  1. Christian Ludwig        * 1627 in Rochlitz † 10. Mai 168o in Colditz[17]

Christian Ludwig (auch Ludewig) war der Sohn eines Tuchmachers in Rochlitz, war Magister und zuerst Tertius an der Stadtschule zu Grimma[18], wurde 1661 Pfarrer in Schwarzbach und wechselte 1677 von hier nach Colditz und wurde dort Diakon. Wann und wo er studiert hat, ist nicht bekannt, in Leipzig war kein Immatrikulationseintrag zu finden. Weitere Daten über ihn liegen nicht vor.

  1. Johann Stohr   * ? in Ablaß † 1708 in Schwarzbach

Johann Stohr war der Sohn eines Böttchers. Er studierte ab 1659 in Leipzig und erwarb hier 1663 den Magistergrad, Pfarrer in Schwarzbach ist er erst 1678 geworden. Johann Stohr ist eine besondere Persönlichkeit unter den Schwarzbacher Pfarrern: der Verfasser der Alten sächsischen Kirchengalerie nennt ihn einen „sehr freimütigen witzigen Mann“, näheres über ihn und sein Leben ist dem Beitrag über ihn der Neuen Sächsischen Kirchengalerie zu entnehmen; weitere Informationen über sein Leben gibt Peter Wollny in einem Buch über Heinrich Schütz[19]: Nach dem Studium verblieb er zunächst in Leipzig, veröffentlichte eine weitere akademische Arbeit und gehörte dort zu einer der dort ab Mitte des 17. Jahrhunderts bestehenden akademischen Musiziergemeinschaften, „Collegium musicum“, die u. a bei Festgottesdiensten der Stadt- und Pfarrkirchen in Leipzig mitwirkten. Leiter solcher Collegien waren neben anderen Johann Rosenmüller, Adam Krieger und Johann Kuhnau. Johann Stohr hat er sich in dieser Zeit einen Namen in der Musikgeschichte als Sammler und Kopist von Musikwerken von Heinrich Schütz und anderen Komponisten, darunter auch von Johann Rosenmüller, erworben, seine Noten-Sammlung enthält vierzehn Werke, davon zwei Kompositionen von Heinrich Schütz. Im Jahr 1667 verließ er Leipzig und wurde er Kantor an der Fürstenschule Schulpforta, wechselte aber bereits zwei Jahre darauf aus finanziellen Gründen als sogen. Tertius an die Fürstenschule in Grimma und beendete damit 1669 sein berufliches Musikerdasein. Seine Notensammlung verkaufte er der Landesschule[20]. Die Sammlung enthält eine von ihm selbst stammende Komposition: „Der Tod ist verschlungen“. 1678 kam er nach Schwarzbach, wo er 1708 gestorben ist.

In Schwarzbach hat er bleibende Spuren hinterlassen, in seiner Amtszeit wurde die Kirche 1696 renoviert und neu ausgemalt und der baufällig gewordene Kirchturm repariert. „Dass die Kirche innwendig ein wenig ausgebessert, dazu habe ich das Geld erbettelt“ schreibt er in einem humorvollen Gedicht, das er als Turmknopfeinlage unter der Überschrift „Der Hahn redet:“ verfasst hatte und das in beiden Kirchengalerien abgedruckt ist (s. Anlage). In einer Fußnote schreibt er hier über seinen Superintendenten: „Superintendens zu Colditz war Herr M. Clemens Thieme, ein beschriener Pietist (denn dieses Schisma wollte sich jetzt in unseren Landen einnisten“) und über das damalige Wetter: „Zwar die schwere Eisenzeit – über die die ganze Welt jetzt schreit, …“ Für die renovierte Kirche stiftete der „Churf. saechs. Reuter George Ronnefeld von Hohenthurm“ ein neues Kruzifix, das heute in der Sakristei steht[21]. Auch sonst hat sich Johann Stohr um die Kirche und den Pfarrhof gekümmert, im Hof ließ er 1995 einen Brunnen in den Felsen schlagen, weil das Wasser der Schwarzbach durch den Kohleabbau in Thierbaum verschmutzt war und deshalb nicht mehr zum Wäschewaschen verwendet werden konnte. 1821 wurde dieser Brunnen durch einen noch tieferen (20 Ellen) vor dem Tor des Pfarrhofes ersetzt.

Drei Söhne sind durch Einträge im Grimmenser Album (Fürstenschule) namentlich bekannt, der älteste Sohn Moritz wurde sein Nachfolger in Schwarzbach. Die beiden anderen hießen Johann Christian und Johann Gottlieb, beide sind in Schwarzbach geboren und besuchten die Fürstenschule vom 13. Sept.1692 bis 22. August 1698, für Johann Christian ist dort angegeben: war 1712 Candidatus Rev. Minister., weitere Recherchen blieben erfolglos, was später aus ihnen geworden ist kann daher nicht gesagt werden.

  1. Johann Moritz Stohr   * 11. Juli1671 in Grimma † 1. Juli 1718 in Schwarzbach

war ab 1706 Substitut seine Vaters und nach dessen Tod sein Nachfolger. Er besuchte die Fürstenschule in Grimma von 1683/84 bis 1690 (Abgang: 17. März), studierte dann in Leipzig  erwarb dort 1693 den Magistergrad. Seine auf Latein verfasste Magisterarbeit „Campanis Templorum“ (1692) sowie mehrere andere in Latein verfasste Schriften sind 1693, 1695 und 1695 im Druck erschienen und im Internet nachzulesen. In „Organum Musicum“ (Schriften zum Thema Musik) ist er als (Präses – Herausgeber?) genannt. 1718 ist er in Schwarzach gestorben. Weitere Informationen über ihn waren nicht zu finden.

  1. Georg Friedrich Schulze           *1660 in Callenberg[22] † 1729 in Schwarzbach

Georg Friedrich Schulze’s Vater, Bartholomäus Schulze, war in „Callenberg im Schönburgischen“ Pfarrer. Er selbst war zuerst Feldprediger (1691) und ab 1698 Generalstabsprediger und war als solcher in Caminiec, einem Dorf in „Großpolen“ stationiert. Im Jahr 1700 wurde er Diakon in Frauenstein, 1718 kam er nach Schwarzbach[23] und war hier bis zu seinem Tod 1729 Pfarrer. Über seine Ausbildung schreibt Kreißig: „… so auf 7 Schulen und zu Leipzig und Jena studiert hatte.“

  1. Johann Gerhard Stöckhardt    *19. Juli 1686 in Putzkau bei Bautzen † 1745 in Schwarzbach

Johann Gerhard Stöckhardt ist der Erstbewohner des 1741 wiedererbauten Pfarrhauses in Schwarzbach. Er entstammte einer ursprünglich in Flandern ansässig gewesenen Familie („van Stoeckhardt“), einer Pfarrersfamilie, sein Vater war der 1626 geborene spätere Pfarrer in Miltitz Gerhard Stöckhardt, auch sein Großvater sowie zahlreiche Verwandte haben diesen Beruf ausgeübt. Er besuchte die Fürstenschule Schulpforta von 1701 (6.4.)bis 1707 (8.2.) und studierte danach an der Universität Leipzig, wo er 1712 den Magistergrad erwarb. 1715 wurde er Pfarrer in Dobra und 1729 in Schwarzbach und Thierbaum, in Schwarzbach ist er 1745 gestorben. In seiner Amtszeit brannte das Pfarrgut einschließlich des Pfarrhauses nach einem Blitzeinschlag in die hintere Scheune (25. Juli 1739) ab, er verlor dabei seinen gesamte Habe, darunter auch seine Bücher, „welche mehr als 500 Thaler Wert gewesen“. Die alten Kirchenbücher wurden von einem Handarbeiter (Martin Schreiber) „mit großer Gefahr des Lebens“ gerettet. Das von Stöckhardt 1729 neu angefangenen Kirchenbuch war 1736 gestohlen worden, Stöckhardt hatte aber „nach vieler angewendeten Mühe das dis dahin aufgezeichnete wiederum zusammenbringen versucht.“

Joh. Gerh. Stöckhardt war zweimal verheiratet und hatte 18 Kinder (zwei aus der ersten Ehe, 16 aus der zweiten), er hat deren Namen samt Lebensdaten in das Taufbuch eingetragen: „Weil der segensreiche Gott mich, den Pfarrerdieses Orts in meinem doppelten Ehestande sowohl in Dobra Großenhainischer Inspection als auch hier reichlich gesegnet hat, desgleichen Ehesegen besage derer Kirchen-Bücher hier nicht gefunden, , also habe ich hier zu Lob und Danke Gottes hiermit notieren wollen.“ Von den 18 Kindern sind 13 im Kindesalter verstorben. In den sächsischen Pfarrerbüchern war nur eines dieser Kinder zu finden: Gottfried Gerhard, *21. November 1721 in Dobra, 1751 Diakon in Glauchau, † 22. Sept. 1788).

  1. Gottfried Vogel  * 1703 Roßwein † 1760 im Schwarzbach

Gottfried Vogel ist in Roßwein geboren und besuchte ab 1717 die Lateinschule in Freiberg, studierte danach in Leipzig und erwarb 1725 in Wittenberg den Magistergrad. 1728 wurde er zunächst Substitut eines Pfarrers, dann Diakon der Bergkirche in Eilenburg. In der Chronik von Eilenburg ist dazu zu lesen: „… und weil die Einkünfte zu gering waren, nahm er eine interistische Anstellung als Feldprediger bei dem 2. Garde Regimente während der achtwöchentlichen Dauer eines Lustlagers in Mühlhausen an“.[24] 1732 wurde er dann zuerst  Pfarrer in Seehausen bei Seyda 1732[25] und 1745 Pfarrer in Schwarzbach und Thierbaum; in Schwarzbach ist er 1760 verstorben. Im Jahr 1752 wurde ihm sein Sohn

Gottfried Valerius Vogel * 1729 in Eilenburg † 1755 in Schwarzbach

Valerius Vogel besuchte ab1741 die Fürstenschule in Grimma und studierte danach ab 1751 an der Universität Wittenberg. Im Jahr 1752 wurde er Substitut seines Vaters in Schwarzbach, starb aber bereits drei Jahre später 1755 noch zu Lebzeiten seines Vaters an den „natürlichen Blattern“.

  1. Moritz Gottfried König * 1725 in Rochlitz † 7. Nov. 1776 in Schwarzbach

Moritz Gottfried König, ein Rochlitzer, war der Sohn des dortigen Bürgermeisters Moritz König. Sein Bildungsgang ist in Kriegels Nützlichen Nachrichten[26] ausführlich dargestellt. Er wurde 1755 Diakon in Rochsburg und 1760 Pfarrer in Schwarzbach. Er besuchte zuerst die Lateinschule in Rochlitz, wurde dann Schüler der Fürstenschule in Grimma (von 1741 bis 1747) und studierte danach in Leipzig, wo er 1750 Magister wurde. Weitere Lebensdaten waren im Internet nicht zu finden. Der in der Kirchengalerie genannte Sohn Christoph Gotthelf (geb. am 27.11.1765 in Schwarzbach, gest. am 5.12.1832 in Meißen), war Rektor der Fürstenschule St. Afra, im Internet sind mehrere Beiträge zu ihm zu finden.

  1. Karl Christoph Meurer  * 5. September 1726 in Chemnitz † 18 Juni 1803 in Schwarzbach

Karl Christoph Meurer war der Sohn eines Schumachers; welche Schule er besuchte hat geht aus den im Internet zu findenden Einträgen nicht hervor[27];er hat er ab 1745 in Leipzig studiert und dort den Magistertitel erworben[28]. Am 22.12.1752 wurde er in Sachsendorf zum Pfarrer ordiniert, von dort wechselte er 1777 nach Schwarzbach und nahm hier das Amt bis zu seinem Tod im Jahr 1803 wahr, ab 1796 unterstützt von seinem Sohn:

Theodor Leberecht Meurer * 29.Jan. 1763 in Sachsendorf † 24. Juli 1833 in Eppendorf

1796 Substitut in Schwarzbach, 1804 Pfarrer in Ursprung und 1821 1. Pfarrer in Eppendorf. Er besuchte von 1777 bis 17883 das Gymnasium in Chemnitz

  1. Johann Georg Gottlieb Lehmann  * 9. November 1763 in Brösen  □ in Reinhardsgrimma

Johann Georg Gottlieb Lehmann war der Sohn eines Schirmmachers aus Brösen bei Leisnig. er besuchte die Thomasschule Leipzig und studierte danach an der dortigen Universität. 1796 wurde er Pfarrer in Ursprung, kam 1803 nach Schwarzbach und wechselte 1818 von dort auf die 2. Pfarrstelle in Reinhardsgrimma. 1824 wurde emeritiert, 1826 ist er in Dresden verstorben, wurde aber in Reinhardsgrimma beerdigt.

  1. Johann Traugott Hilse, * 1758 in Zschopau † 8. Jan. 1823 in Schwarzbach

Johann Traugott Hilse besuchte das Gymnasium in Zwickau von 1773 bis 1780, studierte danach 1780 Theologie an der Universität Leipzig. Im Jahr 1791 wurde er Substitut des damaligen Pfarrers in Auerswalde, 1793 wurde er Pfarrer in Ottendorf bei Mittweida und 1806 Pfarrer in Großbardau. Von dort wechselte er 1818 nach Schwarzbach, wo er am 8. Januar 1823 verstarb. Weitere Daten liegen nicht vor. (Hinweis: An der Universität Leipzig ist im Matrikelbuch ein weiterer Johann Traugott Hilse aus Zschopau eingetragen, weitere Informationen waren dazu nicht zu finden.)

  • Carl Gottlieb Rüdiger            * 11.11.1781 in Herzogswalde † 23. März 1849 in Schwarzbach

Carl Gottlieb Rüdiger er war der Sohn eines Tagesarbeiters, wo er das Gymnasium besuchte und wo er studierte war in Interneteinträgen nicht zu ermitteln. Im Jahr 1809 wurde er Rektor der Stadtschule in Dippoldiswalde, von dort aus wurde er 1814 zum Pfarrer in Naundorf bei Freiberg berufen; ab dem 1. Oktober 1823 bis zu seinem Tod war er dann Pfarrer in Schwarzbach. Er hat den Beitrag über Schwarzbach in der alten Kirchengalerie verfasst. Schon bald nach seinem Amtsantritt kam es in dem zum Kirchspiel gehörenden Dorf Leupahn zu einem verheerenden Brand bei dem sechs Bauern ihre Höfe und zwei Häusler ihre Häuser samt Einrichtungen verloren. Zu diesem Geschehen sind im Internet zwei Beiträge/Anzeigen von G.G. Rüdiger in der Leipziger Zeitung aus dem Jahr 1824 abgedruckt Im ersten bittet um Hilfen für Leupahner bittet, im zweiten folgt dann eine Danksagung für eingegangene Spenden(näheres s. Anlage).

  • Friedrich August Eduard Küttler        * 28.April 1802 in Annaberg/Erzgb. † 10. April 1862

Eduard Küttler war der Sohn eines General-Accise-Visitators aus Annaberg im Erzgebirge. Er besuchte dort bis 1819 das Lyzeum/Gymnasium und studierte danach von 1819 (Imm. 12.Mai 1819) bis 1822 in Leipzig Theologie. Das Studium schloss er am 11. Okt. 1822 mit dem 2. theologischen Staatsexamen vor dem Königl. Sächs. Consitorium in Dresden ab. Vor der Übertragung eines Pfarramtes war er als „Candidat Ministri“ zuerst in Waldheim, danach in Colditz in den dortigen Landesanstalten tätig, dann wurde ihm das Pfarrmt in Langenwolmsdorf übertragen, wo er im Februar 1835 seinen Dienst aufnahm. Am 7. Oktober 1849 wurde er von dort nach Schwarzbach bei Colditz versetzt (Vokationsurkunde des Königl.- Justiz-Amtes Colditz vom 13. Sept. 1849), dort übte er seinen Dienst als Pfarrer in Schwarzbach und Thierbaum bis zu seinem Tod am 10.April 1862 aus. Er starb, wie sein früher Vorgänger Martin Heß, auf dem Weg nach Thierbaum, lt. Todesanzeige „nach längerem Leiden“. Sein Grabstein in Schwarzbach ist dort der älteste noch vorhandene Grabstein auf dem Begräbnisplatz der Schwarzbacher Pfarrer.

Der Filialort lag ihm offensichtlich sehr am Herzen. Durch den im Jahr 1860 erfolgten Um- und Erweiterungsbau der aus dem Jahr 1583 stammenden Kirche wird er in Erinnerung bleiben. Mit der Neugestaltung des Innenraumes der Kirche hat er seine theologische Einstellung deutlich gemacht: Kanzelaltar mit davor stehender Taufe. Für den Altar hat er ein Kruzifix gestiftet. Einen derartigen Kanzelaltar hat er auch in Langenwolmsdorf, seiner ersten Pfarrstelle, aufstellen lassen.

In seiner Amtszeit endete die Verpachtung des Kirchenlandes an einen Pächter, stattdessen wurde das Land an kleinere landwirtschaftliche Betriebe und an Häusler in Leupahn und Schwarzbach verpachtet, zugleich wurden die hintere Hälfte der bis dahin mit Holz bestandenen der Pfarrhufe bis auf die beiden hintersten Parzellen gerodet und zu Feldern gemacht, mit dem Erlös für das Holz von 1800 Talern wurde eine Pfarrholzkasse eingerichtet. Die Rodung von Wald zwecks Gewinnung neuer Felder war damals angesichts des Bevölkerungswachstums im 19. Jahrhundert dringend erforderlich, im Jahr 1891 wurden daher auch noch die beiden hintersten Parzellen.

22.Johann Gotthelf Lange            * 29. April 1807 in Leisnig  †15. April 1879 in Dresden-Striesen

Für Joh. Gotthelf Lange liegen weinig Informationen vor. Er hat vom 23 Okt. 1821 bis zum 27. Aug. 1827 als Stipendiat die Fürstenschule zu Grimma besucht,[29] ab Michaelis 1827. bis 1831 studierte er in Leipzig. Er musste bis 1862 auf die Übertragung einer Pfarrstelle warten, in dieser Zeit war er zuerst Hauslehrer und nebenbei seit 1832 Rechenlehrer in der Leisniger Sonntagsschule. Am 15.Mai 1836 wurde er zweiter Lehrer am der dortigen städtischen Mädchenschule. Erst 1851 konnte er in den Pfarrdienst wechseln, 1851 bekam er die dritte Diakonenstelle in Frankenberg und im Jahr 1862 dann Pfarrer in Schwarzbach. Dieses Amt übte er bis zu seiner Emeritierung im Jahr 1879 aus. Sieben Jahre später starb er 1886 in Dresden-Striesen.

    23.1. Ernst Fürchtegott Leberecht Richter           * 18. Mai 1841 in Sohland an der Spree

                                                                                              † 1922 in Colditz □ in Schwarzbach

Ernst Fürchtegott Leberecht Richter hat sich durch den mit großem persönlichen Einsatz, viel Energie und großer Ausdauer gegen bestehende Bedenken durchgesetzten Bau der jetzigen Schwarzbacher Kirche ein bleibendes Denkmal geschaffen. „Seine“ Kirche ist „eine Andachtstätte, die dem ganzen Ort zur Zierde gereicht“ (Zeitungsbericht über das 50jährige Kirchenjubiläum 1933). Sie ist das Prunkstück aller zum Kirchspiel Schwarzbach gehörenden Dörfer.

Der Vater von E.F.L. Richter war Leineweber in Obersohland. Seine schuliche Ausbildung erhielt er nach dem Pfarrerbuch-Eintrag zuerst bei „Dresden Fletscher“, eine Siftungsschule/ Lehrerbildungsanstalt, danach bei „Dresden Kreuz“, gemeint ist wohl die Kreuzschule. Wo er studiert hat war nicht zu ermitteln. 1869 wurde er Diakon in Riesa, 1871 Pfarrer in Lampertswalde bei Oschatz und 1879 dann Pfarrer in Schwarzbach. Wegen bestehender gesundheitlicher Probleme wurde ihm vom 18. März 1891 bis 1.Mai 1893 ein Hilfsgeistlicher zur Seite gestellt, 1905 wurde er emeritiert. Er zog nach Colditz, wo er 1922 verstorben ist. Beerdigt wurde er jedoch in Schwarzbach, sein imposanter Grabstein ist erhalten und steht dort gegenüber des Portals der in seiner Amtszeit erbauten Kirche.

  • Carl Oskar Bieber, *7.Juli 1864 in Bärenfels bei Schmiedberg † 13. August 1927

Carl Oskar Bieber war vom 18.März 1891 bis 1. Mai Hilfsgeistlicher in Schwarzbach, danach Hilfsgeistlicher/Vikar in Kesseldorf und Pfarrer in Zwota und Kleinolbersdorf.

     24. Heinrich Julius Zimmermann              * 2. Mai 1864 in Dresden † 1. Juni 1923 in Schwarzbach

Heinrich Julius Zimmermann war der Sohn eines Rektors und Organisten in Dresden. Er besuchte in seiner Geburtsstadt von1877 bis 1885 die Kreuzschule und studierte anschließend in Leipzig. 1892 war er einige Monate als Vikar in Gersdorf, Ephorie Leisnig, bekam aber noch im selben Jahr die Stelle des 1. Diakons an der St. Petrie Kirche in Rochlitz übertragen. Von dort wechselte er 1905 nach Schwarzbach und übernahm dort von seinem Schwiegervater das Pfarramt, das er bis zu seinem Tod ausübte. Dort steht der Grabstein neben dem des Schwiegervaters/Vaters der Ehefrau. In seiner Dienstzeit wurde dort das Kriegerdenkmal der gefallenen und vermissten Soldaten aus dem Kirchspiel Schwarzbach aufgestellt.

     25. Karl Paul Küttler          * 14. Jan. 1895 in Annaberg  † 16. Mai 1955 in Leipzig

Karl Küttler war der Sohn eines Kaufmanns in Annaberg/Ezg.. Er besuchte das Realgymnasium seiner Vaterstadt und studierte danach in Leipzig. 1923 wurde er als Vikar in Chemnitz-Rabenstein Hilfsgeistlicher und noch im selben Jahr Pfarrer in Schwarzbach. Dort blieb er bis 1931. Er wechselte dann nach Drehbach im Erzgebirge und wurde 1935 Pfarrer in Leipzig –Sellerhausen. Dort starb er im Alter von 60 Jahren. In den Kriegsjahren war er wieder häufig in Vertretung seines Bruders und Nachfolgers in Schwarzbach tätig und übernahm hier insbesondere Beerdigungen, Jubelkonfirmationen sowie Einsegnungen bei hohem Geburtstagsfeiern Familienfesten wie z.B. Silberhochzeiten. In seine Dienstzeit als Pfarrer von Schwarzbach fällt die Beschaffung von zwei Ersatzglocken für die im Kriege auf Anordnung verlorenen alten Glocken, er organisierte die feierliche Abholung der Glocken vom Bahnhof in Colditz sowie ein eindrucksvolle Glockenweihe in Schwarzbach. Leider konnten diese durch die Spendenbereitschaft der Gemeindeglieder angeschafften Glocken nur 14 Jahre zu den Gottesdiensten einladen, dann mussten auch diese Glocken für die Kriegswirtschaft abgeliefert werden.

    26. Karl Gerhard Küttler    * 16. April 1906 in Annaberg  † 17. März 1990 in Oldenburg/Olbg.

Gerhard Küttler war der neun Jahre jünger Bruder von Karl Küttler. Er besuchte das Realgymnasium in Annaberg und studierte danach ab 1925 an der Universität Leipzig. im April 1929 legte er dort das erste theologische Examen ab, im Jahr 1931 in Dresden das zweite theologisches Examen, am 1. Nov. 1931 folgte die Ordination. Im Jahr 1930 vertrat er als Vikar den erkrankten Pfarrer in Sosa, im Jahr darauf den in Jöhstadt, ab März1932 Pfarrer in Schwarzbach und Thierbaum, ab 1. Febr. 1952 Pfarrer in Leipzig Tabor (1. Stelle), zuletzt ab 17. Juni 1960 1. Pfarrstelle in Rochlitz, zugleich Superintendent der Ephorie Rochlitz; 30 Juni 1972 Emeritierung.

Die Arbeit in Schwarzbach-Thierbaum war ab 1933 vom Kirchenkampf geprägt, Gerhard K. trat dem Pfarrer-Notbund bei und setzte sich mit kraftvoller Unterstützung aus seinen Gemeinden für die Bekennende Kirche ein; nach dem Krieg folgte die Auseinandersetzung mit der Kirchenpolitik des SED-Regimes. In Schwarzbach endete die nach dem 1. Weltkrieg örtlich weitergeführte Verbindung von Kirche und Schule 1934, der bisherige Kantor und Lehrer wurde Parteigenosse und legte sein Amt nieder. Von da an war die Ehefrau des Pfarrers Organistin in Schwarzbach und Thierbaum. Nach Eintritt in den Ruhestand zogen er und seine Ehefrau nach Oldenburg/Olbg., wo zwei seiner Kinder mit ihren Familien lebten. In Oldenburg war er noch über drei Jahre Krankenhausseelsorger im (kath.) Piushospital. Er starb nach sechs Jahren Witwerstand kurz vor seinem 84. Geburtstag in Jever

Gerhard Küttler war ab 1940 mit einer kurzen Unterbrechung 1941 Soldat, in dieser Zeit organisierte seine Ehefrau Agnes Küttler mit Unterstützung des Kirchenvorstandes das Gemeindeleben; für Amtshandlungen waren zuerst der Pfarrer aus dem Nachbardorf Nauenhain, später der Pfarrer aus Döben bei Grimma bestimmt worden, in den letzten Kriegsmonaten übernahm ohne offizielle Anordnung von sich aus der in Dresden „ausgebombte“ Oberkirchenrat Dr. Gottfried Polster den Pfarrdienst in Schwarzbach und Thierbaum. Einzelheiten hierzu sind der beigefügten Anlage zu entnehmen.

Die letzten Ortspfarrer in Schwarzbach und Thierbaum

Gerhard Küttler hatte vier Amtsnachfolger, alle sind nach 1921 geboren, für sie gelten die Datenschutzbestimmungen, deshalb kann hier über sie hier nur wenig mehr als die allgemein zugänglichen Personendaten gesagt werden.

27. Siegfried Forberg,

geb. 22.1.1927 in Dresden. 1952 Vikar, 1954 bis 1965 Pfarrer in Schwarzbach und Thierbaum, 1965 bis 1988 Pfarrer in Dresden- Briesnitz.

28. Manfred Rentzsch,

geb. 30.4.1935 in Meißen. 1961 bis 1966 Vikar/Pfarrer in Neichen, 1966 bis 1974 Pfarrer in Schwarzbach und Thierbaum, danach Pfarrer in Karl-Marx-Stadt/Chemnitz St.Pauli-Kreuzgemeinde, 1983 Leipzig Innere Mission für die Kirchenbezirke in Leipzig.]

29. Hans-Henning Rößler,

geb. 19.12.1946 in Leipzig. 1974 bis 1985 Pfarrer in Schwarzbach und Thierbaum, 1985 bis 1990 Pfarrer in Grimma (danach 2 Jahre Bürgermeister von Grimma), ab 1992 Pfarrer in Wechselburg.

30. Andreas Illgen,

geb. 12.1.1954 in Leipzig. 1982 Pfarrer in Leipzig-Gohlis, 1986 bis 1999 Pfarrer in Schwarzbach und Thierbaum, danach Pfarrer des Gemeindeverbundes Colditz u.a., bis September 2017 Bewohner des Pfarrhauses in Schwarzbach. Verabschiedung in der Ruhestand beim Erntedankfest am 2.September 2017.

Er war der letzte Pfarrer zu Schwarzbach und Thierbaum, mit ihm endet die über 800jährige Jahre Pastorentradition des Kirchspieles Schwarzbach-Thierbaum, die ihren Anfang um 1200 mit katholischen Priestern nahm und von 1529 mit lutherischen Pfarrern fortgesetzt wurde. Seit 2021 sind die Pfarrer von Rochlitz für Schwarzbach zuständig. Die durch die Jahrhunderte gewachsene kirchliche Gemeinschaft der sieben Dörfer hatte Bestand, sie sind als Kirchengemeinde beieinander geblieben, obwohl die Dörfer inzwischen drei verschiedenen Landkreisen zugeordnet sind: Schwarzbach, Seupahn, Leupahn und Leutenhain dem Kreis Freiberg, Hohnbach und Möseln als Ortsteile von Colditz dem Landkreis Mittelmulde und Thierbaum dem Landkreis Leipzig.


[1] Cornelius Gurlitt: Beschreibende Darstellung der ältesten Bau- und Kunstdenkmäler im Königreich Sachsen, Amtshauptmannschaft Grimma (II. Hälfte), S. 241

[2] Nouem = November; Eintrag auf S. 59 (Rector war Bernhardi Comitis Eberstein)

[3] Ein Kirchdorf dieses Namens ist bei Blaschke u.a. in „Die Kirchenorganisation in den Bistümern Meißen, Merseburg und Naumburg um 1500“ nicht genannt.

[4] „Spalatins Verzeichnis der Pfarrer in Sachsen Meissen, Thüringen und Vogtland nach einem Aktenstück des S. Ernestinischen Gesamtarchiv zu Weimar. Autor Planitz Gerhard“ Die Liste bezieht sich auf die Orte, in denen Spalatin Visitator gewesen war und deren weitere Entwicklung er verfolgte. Er ergänzte und änderte die Liste fortlaufend bis zu seinem Tode 1545. Die Liste hat keinen amtlichen Charakter sondern war für eine private Nutzung bestimmt, es „darf aber mit Recht angenommen werden, historisch treu zu sein.“ (Planitz)

[5] Im Beitrag zu Oelzschütz in der alten Kirchengalerie steht allerdings „ward versetzt nach Ossa in der Rochlitzer Diöces“

[6] An der Universität Leipzig ist ein „Otto Andreas de Neukirch i.W. 1477“immatrikuliert, vom Alter her könnte das der Andreas Otto aus Schwarzbach/Oeltzschau/Ossa sein, ist aber wohl wenig wahrscheinlich, das sächsische Neukirch liegt in der Oberlausitz.

[7] S. Gerhard Planitz in seinem Vorwort zu seiner Veröffentlichung des Verzeichnisses von  Spalatin.

[8] Heine, Historische Beschreibung … von Rochlitz, S. 338. Der Kaiser wurde von seinem Bruder „Fernando und dem Cuc de Alba“ begleitet „mit vielen Wallonen, Spaniern, Husaren und Croaten.“ Herzog Alba soll angeblich in einem Bauerngut in Leutenhain Quartier genommen haben.

[9] Dietmann 3. Band S. 831 (Rochlitz): David Windreuter, voc. 1592 kam 1604 nach Laußigk

[10] Simon Zschockau (Zschocker, Zschuke), *1582 in Pausa † 24. Okt. 1618), 1613 4. Stelle St Kunig. Rochlitz

[11] Die lateinischen Zitate sind dem Text von Ernst Richter entnommen, der hat sie von Dietmann und Kreyßig übernommen, näheres siehe Pfarrerbuch-Projekt Sachsen.

[12] „26. Dezember 1640: Darauf ist das schwedischen Kriegsvolkes unter General Pfuhl mit 8 Regimentern“ eingefallen, sein 8 Wochen zu Rochlitz, Colditz, Leisligk und Zeitz still gelegen, haben alles verheeret und das ganze Dorf Preis gemacht und verwüstet. Unter der Zeit hat sich jedermann in Städten aufhalten müssen und allhier keinen Gottesdienst halten können. Den 19. Januar 1641 bin ich hier wieder eingezogen, als ich mich mit den Meinen in Rochlitz 9 Wochen aufgehalten hatte.“ Noch im selben Jahr mussten die Dorfbewohner wieder in die Städte fliehen und dort von WEeihnachten bis Ostern verbleiben, die weinigen Zurückgeblieben sind in diesen Wochen fast alle verstorbrn und „elendiglich bei Nacht beerdigt worden.

[13] Samuel Schüttig ist in der Liste der Pfarrer von Schwarzbach des Kirchenbuch-Projektes nicht genannt.

[14] Ambrosius Polentz/Polentiuis ist seinerzeit ein bekannter Mann gewesen, im Internet finden sich mehrere Beiträge. Sein Vater Wolff Polenz war Schösser der von Bünau Schlösser. Er ist in der Kunigundenkirche von Rochlitz begraben worden, von ihm existiert/existierte? ein Gemälde (Historische Beschreibung der alten Stadt und Grafschaft Rochlitz von S.G. Heine, S. 184)

[15] Hofprediger-Historie von Johann Andreas Gleich, 3. Teil, S. 657: „… dem Kinde ein Becherlein (wie die Worte des Befehls, de Dato Dreßden, den 28. Augusti lauiten) von sieben zehn Gülde, fünff Groschen, drey Pfennige nebst fünff Reichsthalern eingebunden, und ein Thaler auf die Wiegen, (vielleicht der Wärterin, oder Wehe-Muttern) gegeben.

[16] Nachricht von einigen gelahrten Männern … von Gottlob Valerianus Bruno

[17] gen. auf S. 269 des Historischen Berichtes … Stadt Rochlitz; das Sterbedatum ist dort genannt.

[18] In der Liste der Lehrer an der Knabenschule in Grimma von Christian Gottlob Lorenz (Die Stadt Grimma …) ist er nicht aufgeführt.

[19] Peter Wollny: Zur stilistischen Entwicklung des geistlichen Konzerts in der Nachfolge von Heinrich Schütz, S.9 folgende

[20] Die Sammlung enthält neben acht Werken anonymer Komponisten zwei Werke Heinrich Schütz –  „Teutzsch Magnificat (SWV 494a) und „Herzlich lieb hab ich dich“ (SWV 387) je eine Komposition von M. Cassati, G. Casati, W.C.Briegel und eine eigene Komposition von ihm selbst.

[21] Über diesen Stifter war im Internet kein Eintrag zu finden, auf dem Sockel des Kruzifixes befindet sich folgende Inschrift: “Dieses verehret der Kirche zu Schwarzbach den 29. November 1696 George Ronnefeldt …“ der hatte „allhier in Quartier gelegen und das Geld dazu an Pfr. Stohr schicken lassen“.

[22] heute Kreis Zwickau, früher Herrschaft Waldenburg

[23] Im Pfarrerbuch-Projekt wird er fälschlicherweise unter Schwarzbach, Annaberg genannt.

[24] Chronik der Stadt Eilenburg und Umgebung, Herausgeber Carl Geißler (1828), S. 164

[25] Seehausen und Seyda sind Orte in dem1815 von Preußen annektierten sächsischen Landesteil, „Herzogtum“, später Provinz Sachsen (heute  Teil von Sachsen-Anhalt). Seyda war seinerzeit Sitz eines Amtes und eines Superintendenten. Der Band 8 des Pfarrerbuches der Provinz Sachsen, in dem die genannten Orte genannt sind, ist bisher nicht ins Internet eingestellt worden.

[26] Kriegels Nützliche Nachrichten von den Bemühungen derer Gelehrter und andere Begebenheiten in Leipzig

M.A. Kriegel. 1750

[27] Sein Sohn Theodor Leberecht besuchte das Gymnasium in Chemnitz, vermutlich war sein Vater ebenfalls dort Schüler gewesen.

[28] Handschriftlicher (zusätzlicher) Eintrag in dem im Internet veröffentlichten Exemplar von Dietmanns Pfarrerbuch Band 1, Seite323

[29] der dortige Eintrag im Grimmenser Album S. 390 lautet: „ist Candid. Rev. Min. u. seit 1836 zweiter Mädchenlehrer in Leisnig (Leisniger Chronik n. 471)“, dort ist nachzulesen: „Lange Joh. Ghlf. G. 20. April v. Sptr. A.d. Landessch. Grimma (Rede bei einem Stipendiaten Actus: de virorum principum et bonarum scholarium genitrice rt altrice) u. Lpzg. V. Mich. 27 bis dahin 31, von da an bis Ost. Hauslehrer der Familien Haase und Rechenberg in Leisnig; d. 15. Mai 36 zweiter Mädchenlehrer d. hies. Stadtschule, dazu seit 1832 Rechnenlehrer in der hies. Gewerbl. Sonntagsschule.“


Dörfer ohne Pfarrer – 1939 bis 1945 – Die Pfarrer müssen Kriegsdienst leisten

Die Arbeit des Pfarramtes Schwarzbach in den Kriegsjahren 1940 bis 1945

Das Amt eines Dorfpfarrers wurde früher oft von jungen Pastoren wahrgenommen, für viele von ihnen war es nach dem Vikariat die erste feste Anstellung in Kirchendiensten. Als 1939 der Krieg ausbrach unterlagen diese Pfarrer der Wehrpflicht und immer mehr Pfarrer mussten Kriegsdienst leisten, das hatte naturgemäß erhebliche Auswirkungen auf das kirchliche Gemeindeleben und auch auf das Familienleben der Pfarrersfamilie. Als Sohn des damaligen Dorfpfarrers von Schwarzbach habe ich diese Jahre erlebt und kann mich auch an manches schwach erinnern, einige konkrete Aussagen über besondere Begebenheiten in dieser Zeit kann ich jedoch den Briefen entnehmen, die meine Mutter an unseren Vater zwischen 1941 und Sommer 1944 geschrieben hat.

Die Kirche, nicht nur das Gebäude, stand in den Dorfgemeinden seinerzeit noch mitten im Dorf, der „Herr Pfarrer“ hatte vielfältige Aufgaben zu erfüllen, neben der Seelsorge und den Amtshandlungen gehörten dazu auch Verwaltungsaufgaben, die erledigt werden mussten. In den Städten und den großen Landgemeinden waren dafür Kirchenbüros zuständig, auf den Dörfern mussten diese Arbeiten von den Pfarrern selbst wahrgenommen werden. Die standen jetzt nicht mehr zur Verfügung. Die Landeskirche musste eine Ersatzlösung schaffen, die beide Bereiche abdeckte. Für den eigentlichen Pfarrdienst wurden Vertreter bestimmt, für den organisatorischen Bereich wurden in der Regel die Ehefrauen der Ortspfarrer dienstverpflichtet und mussten nunmehr amtliche Aufgaben ohne jede Bezahlung „ehrenamtlich“ wahrnehmen.

Die offizielle Vertretung der eingezogenen Pfarrer übertrug man in der Regel einem Pfarrer der Nachbargemeinde, da viele von diesen selbst eingezogen wurden, „reaktivierte“ man zudem auch emeritierte Pfarrer. Der erste Vertreter für Schwarzbach, Pfarrer Welker aus Nauenhain, gehörte zu dieser Gruppe, er war bis kurz vor Ausbruch des Krieges Pfarrer in dem ca. 5km entfernten Nachbardorf gewesen und wohnte noch im dortigen Pfarrhaus. Für alle sonstigen Dienste war von nun an die Ehefrau des zu Soldaten gewordenen Pfarrers zuständig, konkret Agnes Küttler, Mutter von fünf kleinen Kindern. Für sie, wie für alle betroffenen Pfarrfrauen, ab aber auch für die/den Vertreter, war die zusätzliche Arbeitsübertragung eine starke Belastung.

Pfarrer Johann Ernst Alfred Welker war nicht nur ein alter Mann, er war ein kränkelnder alter Mann. Für ihn war die Vertretung eine arge Zumutung, insbesondere galt das für den Weg von Nauenhain über Leutenhain nach Schwarzbach, den er zu Fuß zurücklegen musste. Das konnte er bald nicht mehr leisten. Die Kirchenoberen hatten ein Einsehen, er wurde 1942 von der Vertretung entbunden, die Aufgabe ging auf Friedrich Wilhelm Seifert, Pfarrer in Döben, einem Ort bei Grimma über. Der war 47 Jahre alt, das Problem war bei ihm nicht das Alter und die Gesundheit, sondern die Entfernung seines Wohnortes von Schwarzbach, das waren immerhin ca. 30km, der Ort lag zudem auf der anderen (rechten) Seite der Mulde. Um nach Schwarzbach zu kommen musste er zuerst knapp 1km zum Bahnhof Dorna-Döben laufen und mit der Bahn (Grimma-Wurzen) zur nächsten Station Grimma Unterer Bahnhof fahren. Von dort musste durch die gesamte Stadt Grimma zum Oberen Bahnhof gehen. Und mit dem Zug (Leipzig – Rochlitz) nach Colditz fahren, von dort dann wieder zu Fuß etwa 7km nach Schwarzbach laufen. Bei solchen Voraussetzungen war jeder Besuch in Schwarzbach mit Übernachtungen im Pfarrhaus verbunden, das wiederum brachte dort für den Pfarrhaushalt zusätzliche Arbeit. Im Laufe des Jahres 1943 wurde dann aber auch Pfarrer Seifert eingezogen, ein neuer Vertreter wurde nicht mehr benannt, die Pfarrfrau Agnes Küttler musste sehen, wie sie damit fertig wurde.

Die Pfarrfrauen waren damals, zumal auf den Dörfern, in der Regel auch in Normalzeiten in die Tätigkeit ihrer Ehemänner eingebunden, nicht jedoch in die Erledigung der rein bürokratischen Abläufe. Deshalb wurden nun spezielle Einführungskurse abgehalten, an denen die Pfarrfrauen teilnehmen mussten. Diese fanden für die Pfarrfrauen im Colditzer Konvent teils in Colditz, teils aber auch in Grimma, der damaligen Ephoralstadt, statt und sie nahmen viel Zeit in Anspruch. Die Frauen mussten sich in eine ihnen fremde, neue Materie einarbeiten, das konnte „nicht so mit links“ geschehen, und zu Hause warteten der Haushalt mit einer Menge Arbeit und die Kinder. Das alles konnte nur dank der damals in jedem Pfarrhaushalt tätigen und meist dort auch wohnenden Hausgehilfinnen gelingen. In Schwarzbach war das Gertrud Richter aus Leutenhain, 1942 17 Jahre alt. Beiden, der Pfarrfrau wie der Gehilfin, ging es dabei wie allen Frauen in der Kriegszeit, sie waren massiv gefordert, ohne ihren besonderen selbstlosen Einsatz wäre nichts mehr gelaufen.

Die anfallende Arbeit war vielfältig und wäre wohl nicht zu schaffen gewesen, wenn sie nicht von Mitgliedern des Kirchenvorstandes große Unterstützung gefunden hätte. Auf einige Bereiche soll nachfolgend näher eingegangen werden. Namen der Männer und Frauen die diese Hilfe leisteten sind mir nicht mehr alle geläufig, ich kenne jedoch die Beiden, die in der Nähe des Pfarrhauses wohnten, den Tischlermeister Kritz und den Altbauer Max Buschmann. Herr Kritz war immer erreichbar und zur Hilfe bereit. Er kümmerte sich insbesondere um die Ordnung auf dem Friedhof und half bei der Wartung der sechs kirchlichen Gebäude. (Briefe vom 5. Februar und 18. März 1942: „Kritzens tue ich gern einen Gefallen, wie er ein solch prima zuverlässiger Freund ist.“ und „Hr. Kritz[1] ist aufopfernd u. unermüdlich, denkt u. sorgt für alles,…“

Max Buschmann war der frühere Standesbeamte von Schwarzbach, er übernahm u.a. die Vorbereitungsgespräche mit den Brautpaaren vor der Hochzeit, wenn kein Pfarrer zur Verfügung stand (Brief vom14. Januar 1942 „Herr Buschmann macht das gerne, er will ihnen auch eine kleine Rede halten), er war auch bereit, die Bearbeitung der „Arier“ zu übernehmen (s.u.).

Im Laufe des Krieges wurde es zusehends schwieriger, regelmäßig sonntägliche Gottesdienste mit Pastoren durchzuführen. Für Dörfer wie Schwarzbach und Thierbaum, die über keinen Bahnanschluss in der Nähe verfügten und auch sonst abseits gelegen waren, wurde es mit zunehmender Kriegsdauer immer schwerer, für die Amtshandlungen Pfarrer für Schwarzbach und Thierbaum Pfarrer zu bekommen. Ab 1943 war der in Colditz wohnende emeritierte frühere Superintendent von Plauen, Oberkirchenrat Franke, der einzige ordinierte Pfarrer, der für Schwarzbach in Frage kam. Er war 71 Jahre alt und gesund, aber ein Fußmarsch von Colditz nach Schwarzbach war ihm körperlich nicht mehr zuzumuten. Autos durften für derartige Zwecke nicht mehr benutzt werden, er musste mit einem Pferdefuhrzeug abgeholt und wieder nach Hause gebracht werden. Das war aber nur in Ausnahmefällen (Abendmahl, Taufen) möglich. Die Gottesdienste sollten aber weiter möglichst jeden Sonntag gehalten werden, auch wenn kein Vertreter zu finden war. Die Lösung des Problems waren Lesepredigten. „Frau Pfarrer“ gelang es, einige Kirchenvorsteher zu gewinnen, die bereit waren, diese Lektoren-Aufgabe zu übernahmen und bald hieß es in den Nachbargemeinden: „Die Schwarzbacher machen sich ihre Kirche (ein allgemein üblicher Ausdruck für den Sonntagsgottesdienst) selbst“. In den Briefen sind einige mit Namen genannt: Ziegelt(Pfingstgottesdienst), Leutenhain, Thiel, Leupahn, Emil Lange, Hohnbach (dort fanden sie im Dorfgasthaus statt, wo in“ Normalzeiten schon immer einmal im Monat ein Nachmittagsgottesdient gehalten wurde). Es beteiligten sich noch mehre Andere, ihre Namen sind mir nicht bekannt; leider auch nicht die Namen der Männer/Gemeindeglieder; die in Thierbaum für das Gemeindeleben Verantwortung übernommen haben. Nenne möchte ich aber die Namen  von Ida und Martha Leibnitz, die dort jahrzehntelang Kirchnerinnen gewesen sind. Die Lesegottesdienste wurden gut angenommen. Die beteiligten Lektoren gewannen bald Routine und nahmen ihre neue Aufgabe gerne wahr. Die Liturgie wurde in der Schwarzbacher Kirche von der Kurrende – je acht Konfirmandinnen und Konfirmanden – gesungen, das erleichterte hier die Durchführung der Lesegottesdienste. In Hohnbach musste die Begleitung der Choräle auf dem vom Gastwirt für die Gottesdienste angeschafften Harmonium durch die Pfarrfrau ausreichen.

Von Vorteil für die Kirchengemeinde war zudem, dass Karl Küttler Vorgänger seines Bruders in Schwarzbach gewesen war, inzwischen war er Pfarrer in Leipzig – Sellerhausen. Er half öfter aus, hielt nicht nur Gottesdienste sondern besuchte dann auch Alte und Kranke die er noch aus seiner Zeit in Schwarzbach kannte. Er übernahm Sonderdienste bei Familienfesten von Gemeindegliedern wie z. Beispiel Jubelhochzeiten oder die Besuche bei hohen Geburtstagen. Eine weitere Erleichterung war, dass zu Weihnachten viele Pfarrer, so auch Gerhard Küttler, einige Tage Urlaub bekamen und sie so dann ihren Dienst selbst durchführen konnten. Die Weihnachtsfeiertage waren für viele Menschen besonders kritische Tage, da wurde der Pfarrer vor Ort gebraucht. Das lag auch im Interesse der Staatsmacht.

Andere pastorale Aufgaben übernahm Agnes Küttler selbst. Als „Frau Pfarrer“, so die damalige Anrede für die Ehefrau eines Pfarrers, hatte sie an der Seite ihrer Mannes schon immer aktiv mitgearbeitet: Die Pfarrfrauen nahmen damals in den Kirchengemeinden eine wichtige Mittlerfunktion zumal für die weiblichen Gemeindeglieder und deren besonderen Probleme wahr. Sie führte den sogen. Frauendienst und die beliebten Jungmädchenabende im Pfarrhaus fort. Den Kantorendienst hatte sie ja schon 1933 übernommen, als der bisherige Kantor und Lehrer („Kantor Max“) sein Kantorenamt niederlegte und Parteigenosse wurde. Pfarrer Welker hatte ihr schon bald den Konfirmandenunterricht[2] und den Kindergottesdienst überlassen, jetzt kamen weitere Aufgaben, die der Vertreter nur schwerlich erledigen konnte, dazu wie z. B. Beerdigungs-Vorgespräche oder Kondolenzbesuche bei den Familien, die die Nachricht über den „Heldentod“ des Sohnes oder Ehemanns erhalten hatten. Sie war im Grunde genommen zur Ansprechperson für alle die Kirche betreffenden Fragen und Probleme geworden.Die in Schwarzbach traditionelle Johannisfeier gestaltete sie gemeinsam mit den Jungmädchen selbst.

Sonderproblem: Die „Arier“

Ein besonderes Problem waren für die Kirche in der Nazi-Zeit die „Arier“, die Ausstellung der damals vielfältig erforderlichen sogen. Nachweise der „arischen“ Abstammung. In den zum Kirchspiel gehörenden Dörfern hatte nie ein Jude gelebt, insofern war es hier zum Glück nicht so wie in manchen anderen Gemeinden, alle Antragsteller waren „Arier“ und konnten dieses Papier bekommen, zum Problem wurde die hohe Anzahl der Anträge, denn der „Ariernachweis“ musste nicht nur für Eheschließungen vorgelegt werden, auch für berufliche Einstellungen, Beförderungen und mehreren anderen Anlässen wurde er gefordert, ohne „arische Großmutter“ war man selbst auch nicht „arisch“. Der Nachweis war kostenpflichtig, die Gebühr wurde per Nachnahme erhoben, das brachte zusätzliche Arbeit.(Brief Frühjahr 1942: „Der Lehrer ist wieder da und macht fleißig Arier. Was ich mit den Ariern machen soll, wenn Schädlich weg ist, ist mir schleierhaft, es kommen sehr viele und häufen sich so schnell an. Ich finde einfach nicht die Zeit dazu“[3]). Viele gebürtige Schwarzbacher mussten sich Arbeit in den Städten suchen und stellten nun von dort aus die zur Pflicht gewordenen Anträge. Fast täglich brachte die Postbotin neue Anträge dazu. Agnes Küttler schaffte die Arbeit nicht, ließ die Anträge liegen und bekam darum Ärger mit den politischen Behörden, die Ermahnungen häuften sich, auch der Superintendent schaltete sich ein. In ihrer Not wandte sie sich an den früheren Standesbeamten in Schwarzbach, langjähriger Kirchenvorsteher, Max Buschmann, ein Altbauer, und fand Hilfe. Er kannte viele der Voreltern der Antragsteller noch persönlich, konnte die vielen namensgleichen Personen den jeweiligen Antragstellern zuordnen und fand sich in den Kirchenbüchern zurecht. Ihm wurde das heizbare Zimmer der Pfarrfrau hergerichtet, das lag jedoch in der ersten Etage und die großen und dicken und dadurch recht schweren Kirchenbücher im Erdgeschoß in einem feuergesicherten Schrank. Diese mussten nun immer nach oben geholt und abends wieder hinunter gebracht waren (das war Vorschrift und wurde amtlicherseits regelmäßig überprüft). Diese Aufgabe musste der älteste Pfarrerssohn übernehmen.

In Schwarzbach endete der Krieg am 22. April 1945, die US Armee rückte ein, die französischen und polnischen Fremdarbeiter bestätigten den Siegern, dass sie in Schwarzbach gut behandelt worden waren und sorgten dafür, dass der Bürgermeister nicht gefangengesetzt wurde. Das Leben ging weiter. Die „Pfarrer-lose“-zeit dauerte in Schwarzbach und Thierbaum noch bis Ende Juni 1945, dann kehrte Pfarrer Gerhard Küttler als erster Kriegsteilnehmer nach Hause zurück, er war der Gefangennahme entgangen.[4] Er kam in eine intakt gebliebene Gemeinde. Seine Ehefrau, die „nur“ eine „höhere Töchterschule“ besucht und danach am Leipziger Konservatorium Musik studiert hatte, hatte auch ohne Theologiestudium und Ordination die ihr per Dienstanweisung anvertraute Gemeinde in den Kriegsjahre weiter mit Leben erfüllt, eine bewunderungsvolle Leistung. Sie hatte sich dabei auf Helfer verlassen können, die sich für ihre Gemeinde verantwortlich fühlten. Hier zeigte sich auch, dass im Kirchspiel Schwarzbach Thierbaum über die Jahrhunderte Pfarrer gewirkt hatten, die gute „Hirten“ ihrer Gemeinde gewesen sind. Rückschauend betrachtet waren diese viereinhalb Jahre auf ihre Art sogar eine Bereicherung des Gemeindelebens. Die aktive Beteiligung von Gemeindegliedern an der Arbeit des Pfarramtes erwies sich als sehr vorteilhaft für die Gemeinde als solche und war aus heutiger Sicht schon eine Vorbereitung auf die Zeit nach dem Krieg, in der die Kirche zunehmend unter den religionsfeindlichen Maßnahmen des SED-Regimes und der allgemeinen Entkirchlichung zu leiden begann. Ob es den dienstverpflichtete Pfarrfrauen von Seiten der Kirchenleitungen je gedankt worden ist, ich weiß es nicht.

In den letzten Jahren war die Pfarrsekretärin Evelin Ziegelt aus Leutenhain für viele die Ansprechperson der Schwarzbacher Kirche, im Sommer ist sie nun nach 33 Jahren endagierter Arbeit Rentnerin geworden. Sie war in meinen Augen auf ihre Art eine Nachfolgerin der Pfarrfrau Agnes Küttler.


[1] Herr Kritz, ein Tischlermeister, wohnte in der Nähe der Kirche, war einer der Kirchenvorsteher, der sich um alle Belange der Kirche kümmerte. Unsere Mutter nennt ihn in einem anderen Schreiben einen „prima zuverlässigen Freund und Ratgeber“.

[2] „Ihr“ damaliger Konfirmand Rolf Beyer ist 2022 im Alter von 93 verstorben. Zeit seines Lebens war er für die Kirchengemeinde eine große Stütze gewesen, in jungen Jahren hatte er wiederholt die Fahrten für OKR Franke  übernommen.

[3] Schwarzbach hatte damals neben dem Kantor einen zweiten Lehrer, der war aber auch eingezogen worden, der genannte Schädlich sollte ihn ersetzen. Er kam aber mit „Kantor Max“ nicht zurecht und hatte sich deshalb für eine andere Stelle entschieden.

[4] Er war bis Sommer 1944 Soldat in Griechenland gewesen, dann im Spätsommer nach Halle/Saale einer Überprüfung seiner „Zuverlässigkeit“ abkommandiert worden, konnte danach nicht mehr zu seiner bisherigen Einheit zurück und wurde stattdessen zu einer Einheit in Grimma versetzt. Die Gründe für die Untersuchung sind mir im Einzelnen nicht bekannt, infolge der Untersuchung wurde er „wegen seiner kirchenpolitischen Einstellung“ gemäß Verfügung des Oberkommandos des Heeres PA/P 4 (IIIC) vom 6.1.45 aus dem Reserve-Offiziers-Nachwuchs gestrichen, „da Sie als politisch unzuverlässig beurteilt werden.“ Nach der Eroberung von Grimma konnte er sich erst bei Bekannten verstecken und dann auf „Schleichwegen“ nach Rochlitz und von dort nach Schwarzbach „durchschlagen“. Die Gegend war ihm ja gut bekannt. Er war der Gefangennahme entgangen.