Im Jahr 1695 trug David Jørgensen Monrad (* 19.1.1655, † 10.1.1694), seinerzeit Pfarrer auf der Nordfriesischen Insel Amrum, in das alte dortige, aus katholischer Zeit stammende Messbuch[1] handschriftlich seine Stammliste ein, beginnend mit Jacob Monrad,
„I. Jacob Monrad, um1500 Pastor zu Lyttenthal, b. Goslar; … ∞ …Luther.“[2]
Dieser handschriftliche Eintrag ist vermutlich der älteste schriftlich festgehaltene Monrad Stammbaum, schon bald darauf in den ersten Jahren des 18. Jahrhunderts wurden weitere Stammtafeln mit weiteren Details zum Leben dieses Monrad-Stammvaters von zum Teil namhaften Genealogen veröffentlicht. Eine Stammtafel in einem über 200 Jahre alten Messbuch dürfte einmalig sein, das macht den Eintrag zu einem besonderen Familiendokument.
David Monrad, er Verfasser es Eintrages, war der Sohn von Anna Catharina Davidsdatter Monrad, und Jørgen Lauridsen, er hatte den Familiennamen seiner Mutter übernommen. Sicherlich hat er sich vor dieser Entscheidung genauer mit der Familie Monrad befasst, die Nennung der Vorfahren hat damit meiner Meinung nach besonderen Wert. Anders als in den späteren Stammtafeln beschränkt er sich auf die der Orte, in denen seine Monrad-Vorfahren tätig gewesen sind, fügt die in Skandinavien üblichen Vatersnamen bei und nennt ihm bekannte Sterbedaten, für seine Eltern auch noch das Jahr der Eheschließung 1640). Die in späteren Ahnentafeln genannten Angaben zur Herkunft und zum Leben des Stammältesten macht er nicht. Für diese zusätzlichen Daten ist oft nicht klar, aus welchen Quellen diese stammen, vermutlich aus mündlichen Überlieferungen aus der Familie selbst, aus der Familientradition. Solche aus Weitersagen von Generation zu Generation hergeleiteten Angaben müssen kritisch hinterfragt werden, denn oft kommt es bei der Weitergabe der Informationen zu Missverständnissen und Fehlern, durch die die ursprüngliche Information verfälscht wird. So stellt sich die Frage: Welchen Wert haben die für die Familie Monrad vorliegenden Ahnendaten, insbesondere, kann die Nennung einer NN Lutherehefrau als eine Art Urkunde angesehen werden? Besteht für die Monradsippe eine Familienverwandtschaft mit der Familie von Martin Luther.
Für „normale“ Familien ist die Beantwortung dieser Fragen eine Familienangelegenheit, für ein Geschlecht wie dem der Monrads, das in Dänemark und Norwegen viele herausragende Mitglieder hervorgebracht hat und deshalb im öffentlichen Interesse steht, geht eine Klärung strittiger Angaben über den Familienbereich hinaus. Es gibt daher mehrere gründliche Abhandlungen über die Genealogie der Monrad, auf die nachstehend bezogen auf die Beziehung zu Luther näher eingegangen werden soll.
Martin Clasen: Lutherverwandtschaft des nordischen Geschlechts Monrad?
Clasen prüft die familiären Angaben der Monrad-Nachkommen zu ihrem Stammvater Jacob Monrad unter Hinzuziehung weiterer Quellen, insbesondere der Ahnentafel von Borghild Hölscher geb. Gjessing, und kommt dabei zu dem Ergebnis, dass es für die in der Familie Monrad festverwurzelte Familientradition nicht nur keine Belege für eine verwandtschaftliche Beziehung des Monrad – Geschlechtes zu Martin Luther gibt, sondern seiner Meinung nach auch einige Tatsachen gegen eine solche Beziehung sprechen. Nach Clasens Bewertung enthalten die Angaben zu Jacob Monrad (JM) einerseits Fehler, andererseits aber auch belegbare Daten, im Einzelnen:
- Pfarrer in Lyttental/Lautenthal
Clasen: JM kann nicht 1500, sondern erst später Pfarrer in „Lyttendal, 2 Meilen (von) Goslar“ gewesen sein. Clasen meint, es dürfte sich bei der Jahresangabe 1500 um das Geburtsjahr von Jacob Monrad handeln.
Diesen Aussagen ist zuzustimmen. Ordnet man denAusgehend von dem Immatrikulationseintrag der Universität Tübingen Jacob Monrad zu so wäre ein Geburtstermin „um 1500“ realistisch, und die Bergmannssiedlung „Lyttental“, gemeint ist der Ort Lautenthal, ist erst nach der Wiederbelebung des Bergbaues im Harz ab etwa 1540 zu einer Siedlung/Bergstadt geworden. Dort ist Jacob Monrad spätesten ab 1571 tatsächlich Pfarrer gewesen, s. Hannoversches Pfarrerbuch und Unterlagen der Superintendentur Seesen (s.u. Lebensdaten). Der Ort gehörte allerdings damals zum Herrschaftsbereich des Herzog Heinrich der Jüngere von Braunschweig Wolfenbüttel, der katholisch geblieben war; die zugezogenen Bergleute kamen jedoch überwiegend aus dem Erzgebirge und waren Lutheraner und hatten das Recht erstritten, sich frei und ohne Zwang zum evangelischen Glauben zu bekennen., Die dortige Gemeinde verfügte nicht über eine eigene Pfarrstelle und wurde deshalb von Geistlichen aus Nachbarorten versorgt; die zum evangelisch gewordenen Herzogtum Grubenhagen gehörten. Der Nachbarort aus dem JM kam ist unbekannt.
Die Nennung des Ortes Lyttendal–Lautenthal durch David Monrad ist m. E. ein Beleg dafür, dass die Monrad-Familie eigene Kenntnisse über ihren Vorfahren aus Deutschland hatte. Woher sollte man im weit entfernten Norden sonst Kenntnis von einer kleinen Bergmannssiedlung im Harz haben?
- Die Luther-Schwester Elisabeth
Clasen: Eine Elisabeth Luther hat es gegeben, diese war aber eine Tochter von Martin Luther und ist schon im Jahr 1522 verstorben. Eine andere Elisabeth Luther findet sich nur in den Monrad–Unterlagen. „Nur ein unzweifelhafter urkundlicher Nachweis lutherverwandtschaftlicher Verbundenheit mit dem Reformator … würde das angesehene Monrad- Geschlecht und seine Abkömmlinge dazu berechtigen, für den ältesten geistlichen Ahnherrn Jacobus Monradus eine Verschwägerung mit D. Martin Luther zu behaupten.“
Clasen hat auch mit dieser Aussage Recht, er geht aber nicht darauf ein, ob es sich bei dieser Elisabeth eventuell um eine Seitenverwandte (Nichte?) von Martin Luther handeln könnte. Die Luther-Genealogie beschäftigt sich seit Mitte des 19. Jahrhunderts intensiv mit den Vorfahren von Luther, seinen Nachkommen und den Luther-Seitenverwandten. Es liegen seitdem dazu verschiedene Luther–Publikationen mit ausführlichen Namenslisten vor. Die älteren Listen sind aus heutiger Sicht mit Fehlern behaftet. Aktuell ist das 2015 herausgegebene Nachkommenbuch der Lutheriden-Vereinigung. Zu diesem Buch existiert eine Ergänzung speziell für die Seitenverwandten, verfasst von Ludwig Schmidt. In diesem ist auf Seite 6 ein Beitrag zu Elisabeth Luther, der allerdings mit dem Zusatz „nicht gültig“ versehen ist:
„4) Elisabeth Luther, (Schwester von D.M. Luther) † vor 1517 ∞ Jacob Monrath, Pastor zu
Lauthenthal bei Goslar. (Lt. Forschungsergebnis von A. Rönick-Ergste, ist Monrath „nicht
gültig“);
Kinder ? Hier 1 Sohn.“
Clasens Bewertung des Monrad-Eintrages ist bezüglich einer direkten Nachkommenschaft der Monrad- Nachkommen von Martin Luther wohl zuzustimmen, es gibt dafür keinen Beleg. Für eine eventuelle Seitenverwandtschaft mit Luther gilt Clasens Aussage dagegen nur bedingt. Zwar gibt es auch für eine Seitenverwandtschaft mit Luther keinen urkundlichen Beleg, aber die Nachkommenschaft und Verwandtschaft der Luthergeschwister ist nicht so gründlich und umfassend genealogisch erfasst wie die der Martin Luther Nachkommenschaft. Daher kann m. E. eine Seitenverwandtschaft weder belegt noch sicher ausgeschlossen werden.
- Pastor Otto Sartorius, Beitrag für das Familienblatt der Lutheriden-Vereinigung
Otto Sartorius, seinerzeit Vorsitzender der Lutheriden-Vereinigung, geht in einem Beitrag für das Familienblatt der Lutheriden-Vereinigung ausführlich auf die Frage ein, wer sich als Luthernachkomme ansehen kann: Für die Abkunft von oder die Verwandtschaft mit Martin Luther muss danach ein urkundlicher Belege vorgewiesen werden können, ein solcher liegt für einen Monrad nicht vor. Für andere Luthernachkommen stellt er fest: „Seitenverwandte von Luther gibt es in der Tat noch viele. Luther hatte sieben Geschwister, darunter einen Bruder Jacob in Mansfeld. Zwei Brüder sind an der Pest gestorben, als er im Kloster zu Erfurt war, eine Schwester starb 1520. Drei Schwestern sind verheiratet gewesen. Ihre Gatten heißen Mackenroth, Kauffmann und Polner (oder Pelver), alle drei hatten Kinder. Wenn man freilich allen Angaben und Überlieferungen glauben könnten müsste Luther nicht sieben sondern siebzehn Geschwister gehabt haben. Da soll eine Christine L. die Gattin eines P. Külling oder Kölling in Cammien gewesen sein, eine andere die Gattin eines P. Monrad in Lautenthal bei Goslar, der mit Luther zusammen das Augsburger Glaubensbekenntnis unterschrieben habe, was für beide nicht zutrifft. Wieder eine andere Schwester, Margaretha, soll nach Überlieferung eines alten Pastorengeschlechts Lenz mit einem A. Berens vermählt gewesen sein, der hatte aber nicht eine Schwester Luthers, sondern dessen Nichte Lene Kauffmann zur Frau.“[3]
Das von Sartorius genannte Beispiel der Tochter/Nichte Margaretha macht deutlich, dass Familientraditionen in der Regel einen realen Kern haben können. Warum sollte das nicht auch bzgl. der Familientradition der Monrads so sein? Familientraditionen basieren – wie bereits ausgeführt, auf über Jahrhunderte vielfach nur mündlich weitergegebenen Informationen, solche Mitteilungen geben den Sachverhalt meist verzerrt wieder, haben aber dabei in der Regel eben einen realen Hintergrund. Das dürfte auch für die Monrad – Tradition gelten. Für eine Mitgliedschaft in der Lutheriden-Vereinigung reicht nach deren Satzung eine bloß auf einer Familientradition beruhende Lutherverwandtschaft nicht aus, aber um eine solche Mitgliedschaft geht es primär ja gar nicht, die Lutheriden sind Mitglieder eines privatrechtlichen Vereins, der die Voraussetzungen für eine Mitgliedschaft eigenständig festlegen kann. Es geht vielmehr um die Bewertung einer alten Familientradition durch die betroffene Familie für ihre Familiengeschichte, und diese ist zuerst Sache dieser Familie selbst. Die Lutheriden können dazu eine andere Auffassung/Meinung haben und sich ggf. abgrenzen. Dabei sollte aber berücksichtigt werden, dass allgemein für frühe Vorfahren genealogisch oft viele Details offenbleiben und deshalb dann abschließende Urteile nicht abgegeben werden können. Der Eintrag einer „…Luther“ als Ehefrau von Jacob Monrad im Amrumer Messbuch hat aber durch sein Alter besonderes Gewicht, auch wenn er nicht durch eine echte Urkunde belegt werden kann. Die Mutter von David Jørgensen Monrad gehört zur 4. Nachkommen Generation von Jacob Monrad und hat sicherlich noch dessen Enkel, ihren Großvater, gekannt. Warum sollte sie eine Luthervorfahrin „erfinden“? Hätten sie und ihr Sohn, der schließlich ein lutherischer Pfarrer gewesen ist, dann nicht auch einen Vornamen genannt?
Der Sohn von Jacob Monrad, David Monrad, ist um 1533 geboren, die Mutter muss somit vor 1520 geboren sein. Für Menschen aus dieser Zeit sind urkundliche Belege nur selten zu finden. Dieser Sachverhalt sollte bei der Beurteilung der Monrad – Familientradition in Betracht gezogen werden. Die Aussage, Jacob Monrad war mit einer Frau verheiratet, die zum Luther – Familienkreis gehört, kann, wie Clasen richtig feststellt, nicht urkundliche belegt werden, sie ist aber im Hinblick auf den Eintrag im Messbuch auch nicht durch entsprechende Urkunden zu widerlegen, sondern höchstwahrscheinlich als gegeben anzusehen und meine, es könnte sich bei ihr um eine Seitenverwandte von Martin Luther mit dem damals zumal in der Großfamilie Luther mehrfach auftretenden Vornamen Elisabeth handeln, die später als Luthertochter angesehen wurde.
Eine Ehe von Jacob Monrad mit einer Schwester von Katharina von Bora ist dagegen wohl auszuschließen, denn erstens hatte Katharina nur wenige Geschwister und nach den bekannten Daten wohl nur eine Schwestermit Namen Maria von Bora, diese war jedoch mit Sigmund von Niemegk verheiratet. In Frage käme allenfalls eine Verwandte von Katharina von Bora, dazu ist aber nichts bekannt, Katharina hatte aber Cousinen im entsprechenden Alter. Eine offene Frage, ungeklärte Frage wäre dann auch, wo Jacob Monrad eine Luther- oder v. Bora – Verwandte kennengelernt haben könnte, es kommt im Prinzip eigentlich nur Wittenberg in Frage. Das wiederum würde bedeuten, dass sich Jacob Monrad dort längere Zeit aufgehalten haben müsste. Darüber ist aber nichts bekannt, ausgeschlossen ist das aber sicherlich nicht. Als Anhänger der Reformation könnte er nach dem Studienaufenthalt in Tübingen nach Wittenberg gegangen sein, um Luther persönlich kennenzulernen.
Augsburgische Konfession – Unterschrift
Clausen, wie auch Otto Brenner und andere Genealogen, geht auch auf die angebliche Unterschrift von Jacob Monrad –„gemeinsam mit Martin Luther“- ein und meint, für diese „zwecks Untermauerung der Verbindung zwischen dem Monrad Ahnherrn beigebrachten Hinweise(n)“ sei es mit der Beweiskraft „offenbar noch ungünstiger“. Dass die Angaben der Familientradition möglicherweise durch Verwechslungen und teilweiser Unkenntnis der Sachlage durch spätere Generationen verfälscht sein könnten, zieht er nicht in Betracht.
Die Augsburgische Konfession (CA) ist das Bekenntnis der lutherisch gewordenen Reichsstände zu Glaubensfragen, das 1530 auf dem Reichstag zu Augsburg Kaiser Karl V. vorgelegt worden ist, weder Luther, noch Jacob Monrad noch irgend ein anderer Geistlicher haben dieses Bekenntnis unterschrieben. In einigen lutherischen Kirchen ist dieses Werk jedoch zu einer Bekenntnisschrift geworden, auf die in der Mehrzahl der Landeskirchen die Pfarrer bei ihrer Ordination durch Unterschrift verpflichtet werden. Diese Unterschrift hat Jacob Monrad nachgewiesener Massen geleistet (s.u. Lebensdaten).
Geht man (wie Brenner) von einer Herkunft des Stammvaters aus Konstanz und seinem Studium 1528 in Tübingen aus, so wäre es denkbar, dass Jacob Monrad 1529 privat in Augsburg gewesen ist und als Angehöriger einer bedeutenden Patrizierfamilie sowie durch verwandtschaftliche Beziehungen (Blarer) auch Zuhörer bei Tagungen des Reichstags anwesend war, das könnte dann bei der Weitergabe dieser Information in der Familie zu der Aussage bzgl. Unterschrift der CA geführt haben.
Zu den Bekenntnisschriften gehören auch die Schmalkaldischen Artikel von 1536 Die von Luther im Dezember 1536 auf Veranlassung des Kurfürsten Johann Friedrich von Sachsen verfassten „Schmalkaldischen Artikel“ sind ein Schlüsseldokument der Reformation, sie gelten als geistliches Testament Martin Luthers. Sie wurden am 24. Februar 1537 auf der Schmalkalder Versammlung verabschiedet und dort von Luther und weitern 42 führenden Theologen unterzeichnet. Später unterschrieben noch andere Theologen und Pfarrer die Artikel und dokumentierten so offen ihre lutherische Gesinnung, Jacob Monrad könnte zu diesen gehört haben. Sollte JM schon Mitte der 30iger Jahre Pfarrer im Harz geworden sein (s.u. Lebensdaten), läge eine solche Unterschrift nahe, war doch Herzog Philipp von Braunschweig-Grubenhagen (1476-155) ein früher Anhänger der Reformation und nahm als Mitglied des Schmalkaler Bundes an der Schmalkalder Versammlung teil.
Eine weitere Bekenntnisschrift, auf die sich die Familientradition der Monrads beziehen könnte, ist die sogen. Konkordienformel („Das Bergische Buch“), die viele Jahre nach Luthers Tod verfasst worden ist. Jacob Monrad hat diese 1577 als „Jacobus Monrath“ unterschrieben, er gehört zu den Unterzeichnern aus der „Superintendentis Seesen“[4]. Hierauf weist auch Clasen hin: „sein Name findet sich unter den Braunschweig-Wolfenbütteler Pastoren“ (S.197). Die Unterschrift unter die Konkordienformel wurde von allen lutherischen Pfarrern der Fürstentümer gefordert, die der Formel zugestimmt hatten, insofern ist die Unterschrift von Jacob Monrad nichts Besonderes. Die Unterschrift hat er als alter Mann geleistet, der 1577 sowieso aus dem Pfarramt ausschied, sie kann wohl als Zeichen seiner Treue zu Luther gewertet werden.
Die Monrad – Familientradition hat m. E. also auch in diesen Punkten einen realen Kern und Sartorius liegt falsch, wenn er die angebliche Unterzeichnung der Augsburger Konfession durch Jacob Monrad in seinem Artikel erwähnt, um die Familientradition insgesamt als wenig glaubwürdig erscheinen zu lassen.
Fazit:
Aus all dem ergibt sich, dass an den Überlieferungen der Monrad – Familie trotz der bestehenden Unklarheiten festgehalten werden kann, ja, festgehalten werden sollte. Die Lutherverwandtschaft kann auf keinen Fall als „Hirngespinst“ abgetan werden.
Die Stammtafel von David Monrad im Amrumer Messbuch belegt zudem, dass Jacob Monrad und sein Sohn David keine „unsichere“ Monrad Ahnen sind, wie in einzelnen Beiträgen zur Monrad-Geschichte unterstellt wird Beide sind die „Stammväter“ aller Monrad – Nachkommen in Dänemark und Norwegen.
Jacob Monrad – Lebensdaten
Jacob Monrad gehört zu der ersten Pfarrergeneration, die auf die Reformatoren folgte. Seine frühen Jahre als lutherischer Pfarrer liegen im Dunklen Im Pfarrerbuch der Landeskirche Hannover ist er als erster Pfarrer des Harzer Bergortes Lautenthal eingetragen. Er betreute die Gemeinde, wie oben bereits erwähnt, von einem zum lutherischen Herzogtum Grubenhagen gehörenden Nachbarort vermutlich des Amtes Zellerfeld aus. Einer dieser Geistlichen war spätestens ab 1561 Jacob Monrad. Erst nachdem dort 1564 eine Kirche gebaut worden war, eine Holzkirche, die später durch einen Sturm zerstört und 1649 – 1659 durch eine Barockkirche, die heutige Stadtkirche, ersetzt wurde, zog ein Pfarrer auf Dauer in den Ort und wohnte im dortigen Bergwerk. In den Unterlagen der Superintendentur Seesen wird 1571 erstmals eindeutig ein Pfarrhaus für Lautenthal erwähnt, Pastor ist zu dieser Zeit Jacob Monrad[5]. Er blieb dort bis 1577, in diesem Jahr übernimmt dort ein neuer Pfarrer das Pfarramt[6] und Jacob Monrad setzt sich nachdem „er über 40 Jahre seines Lebens das Pfarramt ausgerichtet hat“, zur Ruhe, blieb aber zunächst im Harz, wie durch seine Unterschrift im „Bergischen Buch“ (s.o.) belegt ist. Ein Sterbeeintrag liegt für Jacob Monrad nicht vor, wann genau uns wo er gestorben ist, kann somit nicht gesagt werden. In einigen Internetbeiträgen ist angegeben, er habe seine letzten Lebensjahre in Nordschleswig verbracht und dort bei seinem Sohn gelebt, dieser Sohn ist aber 1579 gestorben. Sein Einkommen als Pfarrer von Lauthenthal hatte ½ Taler (wöchentlich[7])betragen.
Für die Jahre vor 1561 liegen für Jacob Monrad keine urkundlich belegten Daten vor, sieht man von dem nicht ganz sicheren Matrikeleintrag in Tübingen ab. Aus dem Matrikeleintrag für seinen Sohn David an der Universität Rostock aus dem Jahr 1553 ist aber zu folgern, dass Jacob Monrad zu dieser Zeit Diakon in Stendal gewesen ist. In Stendal ist die Reformation 1539/40 eingeführt worden, viele der Kaplanstellen mussten neu besetzt werden. Jacob Monrad könnte zu den neuen lutherischen Kaplanen gehört haben, die Namen dieser Kapläne jedoch nur zum Teil namentlich bekannt, „… denn die ältesten Diaconen sind von sämtlichen Pfarrkirchen nicht genügend bekannt.“[8] Schon vor der verbindlichen Einführung der Reformation in Stendal waren dort lutherische Prediger tätig, einer davon könnte Jacob Monrad gewesen sein. Stendal liegt um 110 km (Straßenkilometer) nördlich von Wittenberg.
Nach einigen Monrad-Einträgen im Internet ist Jacob Monrad in „Nærheden nahe Standal“ als Pfarrer oder Diakon tätig gewesen sein. Mit Nærheden dürfte wohl Nahrsted gemeint sein, ein Dorf bei Stendal, das seit alters her eine Kirche wohl ohne eigenen Pastoren hat und von Stendal aus betreut worden ist, um 1540 war dort aber ein anderer Pfarrer[9] tätig. Möglicher Weise war Jacob Monrad in diesem Jahr schon Pastor im Harz in einem der Orte tätig gewesen sein, die zum Herzogtum Grubenhagen gehörten. Wie oben bereits erwähnt gehörte Herzog Phillip von Grubenhagen zu den frühen Anhängern Luthers und führte die Reformation in seinem Herzogtum ab Mitte der 30iger Jahren des 16. Jahrhunderts ein. Für einen frühen Wechsel von Stendal in den Harz spricht m.E., dass sein Sohn David dort bereits von 1554 bis 1562 als „Schulmeister“ in Wildemann (Hake:: „ein guter gelerter gesell“ [10] ) tätig gewesen ist.
Professor Jaccob Marcus Monrad
Zu den „herausragenden“ Angehörigen des norwegischen Monrad-Geschlechts gehört der Philosoph Jacob Marcus Monrad geboren 1812, gestorben 1897. Von ihm sind mehrere Fotografien und Gemälde ins Internet eingestellt worden, diesen füge ich eine Zeichnung, eine freundliche Karikatur bei, sie ist von seiner Enkeltochter Ragnhild von Harling geb. Gjessing in unsere Familie gelangt.
[1] Amrumer Messbuch: „Missale Slesvicense 1486“: Es handelt sich hier um einen besonders wertvollen Frühdruck des Buchdruckers Steffen Anders; von den ursprünglich 300 Exemplaren sin vier erhalten, keines jedoch vollständig.
[2] Text zit. nach Clasen: Lutherverwandtschaft des nordischen Geschlechts Monrad?, Norddeutsche Familienkunde, 10. Jahrgang 1961, Heft 3, Juli – September.
[3] Familienblatt der Lutheriden-Vereinigung; Herausgeber: P. Otto Sartorius zu Dankelshausen. (Otto Sartorius ist ein Lutheride über drei Mutterlinien, die Lutheriden-Vereinigung wurde von seinem Vater gegründet.)
[4] Christian Weiß „Christliches Concordienbuch …“, 1739, S. 883
[5] S. Internetbeitrag: Lautenthal/Harz – Geschichte der Kirchengemeinde (Kurzfassung) von P. Hennig Ahlers
[6] Lautenthal gehörte seinerzeit zum Welfen-Herzogtum Wolfenbüttel, später zum Herzogtum Grubenhagen, zuletzt zum Herzogtum Calenberg (Hannover). JM kann somit auch als Braunschweiger Pfarrer gelten.
[7] Clasen S. 198
[8] Dr. Ludwig Götze, Urkundliche Geschichte der Stadt Stendal, S. 368
[9] Uwe Czybatynski, Evangelisches Pfarrerbuch für die Altmark, S. 64 „um 1540 Pfursthuth, Johann“
[10] S. „Die Bergchronik des Hardanus Hake, Pastors zu Wildemann, Seiten 62 und 188